Schloss Hardenberg: Am nackten Mauerwerk zeigt sich der kritische Zustand
Besuchern bot sich die Gelegenheit, das bis auf das Grundgerüst entblößte Schloss Hardenberg zu besichtigen.
Neviges. Wie steht es um die Sanierung von Schloss Hardenberg? Immer wieder hatte die Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten Anfragen nach Besichtigungsmöglichkeiten der Baustelle erhalten. Am Samstag öffneten Udo Misiak, für die Sanierung zuständiger Bautechniker der städtischen Umwelt- und Stadtplanung, und Rainer Helfers von der Unteren Denkmalbehörde die alte Wasserburg. Rund 20 Nevigeser nutzten die Gelegenheit, das bis auf das Mauerwerk entblößte Gebäude zu besichtigen.
Für die meisten sind die Geheimnisse, die das Schloss derzeit preisgibt, neu. Doch selbst wer schon früher Gelegenheit hatte, das Schloss zu besichtigen, wird immer wieder überrascht. So hat sich in den vergangenen Wochen die Mittelwand als Problemkind offenbart: „Sie ist das Rückgrat des Gebäudes“, sagt Misiak. Bis zum großen Feuer im Jahre 1785 war sie die östliche Außenwand des Schlosses. Erst danach wurde der Trakt mit dem Rittersaal angebaut. Die vom Keller bis zum Dach reichende Mauer trennt heute Rittersaal und ehemaliges Stadtarchiv.
Nachdem nun Stück für Stück die vorgesetzten Ziegel mit den Fliesen der vor Jahrzehnten eingerichteten Küche entfernt wurden, kamen immer mehr Hohlräume zutage: Rauchabzüge, Kaminöffnungen, Schlitze, deren Zweck heute niemand mehr kennt, und sogar eine Wendeltreppe, die aus dem Kellergeschoss heraufführte, wurden entdeckt.
Die Wand, die unter anderem für die Durchgänge zwischen den Gebäudeteilen durchbrochen werden soll, müsse nun zunächst gesichert und dann statisch ertüchtigt werden, erklärt Misiak den Besuchern. Die betrachten anschließend staunend das Gewölbe unter dem Rittersaal, die vielen Stützen und Holzkeile, die die Runddecke sichern. Von oben allerdings offenbart sich erst, in welch kritischem Zustand der Boden eigentlich ist, auf dem in der Vergangenheit so viele Veranstaltungen stattfanden.
„Man erkennt fast nichts mehr wieder“, sagt Joachim Pannen. Er ist mit seiner Tochter Veronique (13) gekommen, um zu sehen, was sich seit der Schließung des Hauses vor sieben Jahren getan hat. „Total interessant“ findet Claudia Kaufmann die Führung: „Als Nevigeserin muss man doch wissen, was sich im Schloss tut.“ Willi Häger dagegen wollte „nur mal gucken“. Als Maurer war der 70-Jährige 1967 am letzten größeren Umbau, damals noch unter Regie der Stadt Neviges, beteiligt und kann selber einen kleinen Teil zur Baugeschichte des Schlosses erzählen.
Denkmalschützer Rainer Helfers bedauert, dass bei dieser letzten größeren Maßnahme vor mehr als 40 Jahren vieles umgebaut wurde, ohne es zu dokumentieren. Wahrscheinlich habe aber jeder Eigentümer in der Vergangenheit mit mehr oder weniger Aufwand irgendetwas am Schloß baulich verändert. Allerdings ist das Gebäude wohl noch nie so umfassend und gründlich untersucht und tiefgreifend saniert worden wie heute.
Wer dieses Mal keine Gelegenheit hatte, das Schloss zu besichtigen, bekommt voraussichtlich im nächsten Sommer wieder die Chance. Dann sollen auch die Ergebnisse der Hausforschung vorliegen, die das Amt für Denkmalpflege zu Schloss Hardenberg betrieben hat.