Seit 15 Jahren spielt Neviges Bingo
Doris und Lothar Jäger organisieren das Lotteriespiel mit viel Herzblut. Das sprach sich bis in die Hauptstadt herum.
Neviges. Kaffeeduft liegt in der Luft, ansonsten ist es ganz still, niemand unterhält sich im Café am Kirchplatz, nur das leise Surren der Kugeln in der Trommel ist zu hören. „17 - 25 - 8“. Mit kräftiger Stimme ruft Lothar Jäger die Nummern aus, die er gerade gezogen hat und auf seinem Brett ablegt. Mehr als 30 Augenpaare starren auf die Zahlenbretter und markieren die aufgerufenen Nummern, bis jemand aufgeregt „Bingo“ ruft.
Seit rund 15 Jahren laden Doris und Lothar Jäger zu dem beliebten Lotteriespiel ein. „Während ich die Kugeltrommel drehe, ist meine Frau die Assistentin, sie überprüft die Karten und bei einem Gleichstand wird mit Würfeln der Sieger ermittelt. Am Dienstag hab ich alles alleine gemacht, weil meine Frau in Kur ist.“
Lothar Jäger, Bingo-Leiter
Unter den Spielern sind längst nicht nur Senioren. „Letztens kamen zwei junge Frauen Ende 30 extra aus Heiligenhaus“, staunte der Spielmacher, der sich die Preise bei allen möglichen Firmen schnorrt. „Das fängt bei kleinen Likörfläschen an, geht über Wein, Plüschtieren bis schon mal zu ausgefallenen Sachen, wie einem Essensgutschein oder einem Koffer.“ Doch auch wer nichts gewinnen sollte, verbringt auf alle Fälle eine unterhaltsamen und kurzweiligen Nachmittag. „Ich mache zwischendurch immer Witze. Wenn die nicht schnell genug kommen, werde ich schon aufgefordert, mal einen zu erzählen. Da immer wieder alte Bekannte oder Schulkameraden mit dabei sind, mache ich mit denen gröbere Scherze, wie ‘man, da haste aber geschlafen´ oder so was ähnliches. Da nehmen die mir nicht krumm, ich kenne mittlerweile meine Pappenheimer.“
In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten wurde drei Lostrommeln verschlissen, auch die Kugel mussten mehrfach ausgetauscht werden. „Durch das Drehen reibt sich irgendwann die Schrift ab. Jetzt achte ich darauf, dass die Ziffern Vertiefungen haben, damit ich sie nachzeichnen kann.“ Im Anfang gaben die Jägers Zettel an die Spielteilnehmer aus, bis sie in Holland feste Tafeln entdeckten und gleich 50 Stück davon kauften. „Die waren nicht billig, dann habe ich mal bei einem Geschäftsmann geklagt, der steckte mir dann was zu.“
Gute Verbindungen zur Geschäftswelt sind für die Jägers auch für den zweite große Leidenschaft wichtig: Der Tombola für die Kinderklinik am Klinikum Niederberg. „Angefangen hat das damit, das wir bei Karstadt und später bei Hertie in Velbert in der Weihnachtszeit Geschenke gegen eine Spende für die Kinderklinik eingepackt haben“, erinnert sich Lothar Jäger. „Meine Frau hat ein unheimlich großes Herz für Kinder, schließlich sind wir auf die Tombola gekommen.“ Wer ein Los erwirbt, kann sie auf unterschiedliche Gewinne freuen, vom Kugelschreiber bis zum Anorak. „Ich bin immer unterwegs, um Sachen für die Tombola zu besorgen. Manche Firmen geben richtig gerne, weil der Erlös vor Ort bleibt und Kindern zugute kommt. „Ihr müsst doch bekloppt sein, das ihr euch das noch antut“, bekommen der 75-Jährige und seine ein Jahr jüngere Frau schon mal zu hören. „Ich muss immer irgendwas zu tun haben“, sagt der Tönisheider, „und das Schöne ist, das meine Frau mitzieht.“
Das Engagement für die Mitbürger sprach sich bis nach Berlin rum. „Man, das war eine Überraschung, als jemand von der Stadt anrief und sagte ich solle mich erstmal setzen, der Bundespräsident möchte uns beiden das Bundesverdienstkreuz verleihen.“ Dem Rentnerpaar ist bewusst, dass irgendwann der Tag kommt, an dem einer nicht mehr kann. „Wenn Doris von der Kur kommt, ist sie wieder fit, dann machen wir mit neuem Elan weiter. Ich habe immer Ideen...“