Sie macht sich stark für Frauen
Sabine Reucher (47) ist in der Verwaltung die neue Beauftragte für Gleichstellung. Für ihre Tätigkeit sieht sie sich gut gerüstet und hat bereits viele Ideen.
Velbert. Seit 1. Januar ist Sabine Reucher (47) die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Velbert. Seit 27 Jahren ist sie in der Stadtverwaltung tätig, zuletzt zehn Jahre in der Rechtsabteilung. Nach dem Tod ihrer Vorgängerin Claudia Weiß im April wurde die Stelle hausintern ausgeschrieben, auf die es drei Bewerbungen gab. Für ihre neue Aufgabe sieht sich die Mutter einer 15-jährigen Tochter gut vorbereitet. „Vor 18 Jahren war ich bereits stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, und ich war in der Personalabteilung tätig. Daneben war ich gut bekannt mit meiner Vorgängerin, da habe ich so einiges mitbekommen.“
Innerhalb der Verwaltung kümmert sich Sabine Reucher um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben bei der Gleichstellung. „In der Praxis sieht das so aus, dass ich zum Beispiel bei Vorstellungsgesprächen dabei bin und darauf achte, dass die Auswahl fair ist und keine unzulässigen Fragen gestellt werden, wie zum Beispiel nach einer bestehenden Schwangerschaft oder der Kinderbetreuung.“ Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein weiteres Thema. Da ist die Stadt als Arbeitgeber ziemlich fortschrittlich, dafür wurde sie von unabhängiger Stelle sogar zertifiziert. Zurzeit gewinnt die Berufstätigkeit und gleichzeitige Pflege von Angehörigen eine immer größere Bedeutung, damit für diese Aufgabe Berufstätige zeitweise freigestellt werden können. „Zehn bis 15 Prozent unserer Mitarbeiter sind davon betroffen“, sagt Sabine Reucher und verweist auf die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Bergischen Diakonie.
Als die „Königsdisziplin“ in Sachen Gleichstellung bezeichnet Sabine Reucher die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen in Führungspositionen in Teilzeit. „Da sind wir gar nicht so schlecht, wir haben jetzt drei solcher Stellen, unter anderem die neue Schulverwaltungsleiterin. Das ist eine große organisatorische Aufgabe, aber durch Zuarbeit ist das zu schaffen.“
Außerhalb der Verwaltung verschafft sich die Neue einen Überblick zu den Hilfsangeboten von SKFM, Volkshochschule und Evangelischer Kirchen und plant mittelfristig ein Projekt zu Angsträumen. Daneben bietet sie Beratung für alle Bürgerinnen und Bürger an. „Vor zehn Jahren war der Wiedereinstieg in den Beruf für Frauen ein wichtiger Bereich. Das hat sich heute geändert, da wir nahe an der Vollbeschäftigung sind. Integration und Migration werden mehr Gewicht erhalten. Einmal im Monat treffen die Gleichstellungsbeauftragten aus den zehn Städten des Kreises. Dieser Austausch bringt unheimlich viel, die Probleme sind überall ähnlich.“ Die aktuelle „MeToo“-Debatte zu sexuellem Missbrauch begrüßt sie: „Ich hatte auch schon zwei Frauen wegen sexueller Belästigung bei mir in der Beratung. Ich hatte ihnen angeboten, mit ihnen zur Polizei zu gehen.“
Den Internationalen Frauentag am 8. März sieht Sabine Reucher als Feiertag an: „Wir haben schon viel erreicht.“ Sie verweist darauf, dass es seit 100 Jahren das Frauenwahlrecht in Deutschland gibt, in der Schweiz erst seit 1971.