„Spiritualität ist nicht bloß Spinnerei“
Daniela Jost ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, Mutter und Buchautorin.
Wülfrath. Weder Linda de Mols „Traumhochzeit“ noch der amerikanische Film „Wedding Planner“ haben Daniela Jost inspiriert, Hochzeitsplanerin zu werden. „Eines Nachts wurde ich wach und hatte die Idee.“ Klingt komisch, hat aber eine plausible Vorgeschichte. Damals vor elf Jahren war die inzwischen 42-jährige gelernte Kauffrau verheiratet und betreute die Söhne. „Ich hatte die Illusion, in meinen ursprünglichen Job zurückzukehren“, denn beim Kaffeeklatsch mit anderen Mamas nur über den Nachwuchs zu tratschen, war ihr zu wenig. „Aber fremdbestimmt 60 Stunden in der Woche berufstätig sein wollte ich auch nicht.“
Daniela Jost, Buchautorin
Im Geist überdachte sie Möglichkeiten, überlegte und verwarf - bis sie auf den Geistesblitz „Hochzeitsplanerin“ kam. „Alles perfekt. Denn Brautpaare trifft man abends zur Vorbereitung aufs Event. Da kann mein Mann auf die Kinder aufpassen.“ Der war nicht nur von der Idee begeistert, der steuerte gleich einen weiteren Aspekt bei: „Mach’ doch ein Franchise-Konzept daraus.“
Was erst bloß ein Scherz war, ist jetzt Realität: 2005 gegründet, zählt die Agentur deutschlandweit inzwischen 30 Standorte. Pro Jahr organisieren Daniela Jost und ihre meist weiblichen Kolleginnen („nur selten verirrt sich ein Quotenmann zu uns“) etwa 1000 Hochzeiten. Über diese Events könnte sie ein Buch schreiben. „Alle wollen etwas ganz Besonderes. Aber darunter versteht jeder etwas anderes.“ Romantisch muss es ein und das Streben nach Perfektion sind gemeinsame Nenner. Ebenso gibt es Trends, Streetfood-Wagen ersetzen das früher übliche Catering, exotische Süßigkeiten sind ebenso gefragt wie Mini-Zigarrenlounges. Und Freilufttrauungen sind im Augenblick angesagt. Inspiriert aus Amerika, tauschen Deutsche inzwischen gerne mit dem Segen des einbestellten Pfarrers jenseits der Kirche im heimischen Grün die Trauringe. Grundsätzlich ist alles möglich. „Es ist eine Frage des Preises.“
Ein Buch hat die Velberter Unternehmerin tatsächlich geschrieben. Aber nicht über schönste Anekdoten oder lustigste Pannen bei Hochzeiten. Sondern über „spirituelle Impulse zum Glücklichsein“, eine Art autobiografischer Anleitung, sich vom Alltagswahnsinn oder kleiner Pannen wie einer Scheidung nicht unterkriegen zu lassen. „Eigentlich sollte es ’Spiritualität für Normalos’ heißen“, um die Leute zu erreichen.
„Mein Herzenswunsch ist es, Spiritualität alltagstauglich zu machen.“ Ohne Umschweife plaudert die „glücklich Geschiedene“, wie sie die nicht rosaroten Phasen ihres Lebens bewältigt hat. „Ohne Dunkelheit können wir die Sterne nicht sehen und ohne negative Erfahrungen lassen sich keine Entwicklungen machen.“
Gottvertrauen und Menschen, die an einen glauben, wenn man selbst gerade nicht dazu in der Lage ist, sind wichtig auf Durststrecken. Und einander „mit Liebe und Achtsamkeit zu begegnen“. Ohne jedes Problem, das andere formulieren, zur eigenen Sache machen.
Drei Jahre dauerte der Entstehungsprozess des mehr als 300 Seiten zählenden Buchs. „Es war eine Eingabe“, während eines Sri Lanka-Urlaubs kam sie auf die Idee, ihre Erlebnisse aufzuschreiben, die Trennung, das schlechte Gewissen als Mutter und die Angst vor der Selbstständigkeit. Und das Bewusstsein, dass es kein altes und kein neues Leben gibt, sondern alles zusammen dieses eine, eigene Leben ist. „Es sind viele Aspekte, die viele andere Menschen ebenfalls kennen.“ Und sie wollte zeigen, dass Spiritualität nicht „bloß Spinnerei ist. Ich bin als Unternehmerin fest in der Welt verankert“.
„Lieben Dank! Ihr Buch hat mir neue Welten eröffnet“, freuen sich Leser über die „lebendige Darstellung“ und die „authentischen“ Berichte. Eine Fortsetzung in der Arbeit als Autorin ist nicht geplant. Wohl aber, Seminare und Workshops zu geben, „um das Thema zu vertiefen“.