Stadtführung mit Aha-Effekt

Zur Eröffnung des Festes an der Friedrichstraße gab es eine Führung. Die Teilnehmer waren begeistert.

Velbert. Im ersten Stock des alten Bürgermeisterhauses in Velbert-Mitte war einmal ein Heimatmuseum. Und dort ereignete sich im Jahr 1930 ein Kriminalfall. Ein Metzger und Antiquitätenhändler stahl Exponate, die er zuvor an das Museum verkauft hatte. Da die Zeugen der Tat plötzlich an „Gedächtnisverlust“ litten, wurde der Dieb nie verurteilt.

Solche und andere Geschichten zur Friedrichstraße kamen Freitag bei der historischen Stadtführung ans Licht. Der Leiter des deutschen Schloss- und Beschlägemuseums, Ulrich Morgenroth, und Stadtarchivar Christoph Schotten führten zu verschiedenen Plätzen — und durch die Geschichte der Straße.

Dabei stand vor allem die wirtschaftliche Entwicklung im Vordergrund. Mit der Anbindung an die Eisenbahn im Jahr 1888 und dem damit verbundenen Wirtschaftswachstum veränderte sich Velbert grundlegend. “Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einem Bevölkerungswachstum von 500 Prozent“, sagte Morgenroth.

Während der Führung verteilte der Obsthandel Ioannidis Bananen und Pfirsiche an die Teilnehmer. Rainer Hischke erklärte, dass er nun alltägliche Dinge in einem anderen Licht sehe. „Die Führung bestand aus einer guten Mischung aus Architektur und Stadtgeschichte, gewürzt mit Anekdoten“, sagte der Teilnehmer.

Laut Morgenroth war die Alte Kirche an der Friedrichstraße Schauplatz vieler Auseinandersetzungen. Nach der Reformation wurde die Kirche von Protestanten und Katholiken genutzt. Dieses Arrangement war nicht einfach — für beide Parteien. Schließlich regelte ein bewaffnetes Regiment den reibungslosen Gottesdienstablauf. Nur die gemeinsame Nutzung der Orgel konnte auch das Regiment nicht erwirken. Der Streit eskalierte und die Orgel wurde kurzum im Offer-Teich versenkt.

Morgenroth erklärte zudem, dass die letzten Überbleibsel des Denkmals für den 99-Tage-Kaiser, das an der heutigen Sparkasse gestanden hatte, jetzt im Schaufenster des Geschäfts „Die Brille“ liegt.

„Da ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für den Bürgerverein“, sagte Klaus Schmitz, Vorsitzender des Bürgervereins Oberstadt. „Ich überlege, so eine Führung auch für unsere Mitglieder anzubieten. Ich Velbert-Mitte gibt es für so etwas eindeutig einen Handlungsbedarf.“

Nach der Führung eröffnete Bürgermeister Stefan Freitag das Friedrichstraßenfest. “Es steht für mich unter dem Motto ,Von Bürgern, für Bürger’“, sagt er. „Das Fest ist von den Organisatoren eine riesige Leistung.“