Stadtwerke: Werbung für die Konkurrenz
Ein auf Briefpapier der Stadtwerke gedrucktes Schreiben preist neue RWE-Stromtarife an.
Wülfrath. Für „neue Preise für Ihren Strom“ in „bewegten Zeiten“ wirbt in einem Brief die RWE Energie bei Wülfrather Kunden.
Das Pikante daran: Der Brief, der am Dienstag in vielen Wülfrather Briefkästen landete, ist gedruckt auf Briefpapier der Stadtwerke Wülfrath. Und unterschrieben hat die Post Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Siepe.
Seit dem vergangenen Jahr haben die Stadtwerke auch einen eigenen Stromtarif. Von dem ist in dem Schreiben ebenso wenig die Rede wie von neuen Angeboten der Neander Energie GmbH, die die Stadtwerke der Städte Wülfrath, Erkrath und Heiligenhaus gegründet und in dieser Woche erst vorgestellt haben.
Wie passt das zusammen: eigene Stadtwerke, aber PR für den Stromkonkurrenten? „Das ist irritierend und wohl auch ein bisschen kontraproduktiv“, räumt Siepe auf WZ-Nachfrage ein, „aber es ist erklärbar“.
Bekanntlich sind Stadtwerke und RWE Vertragspartner. „Wir sind Dienstleister für das Unternehmen“, sagt Siepe. Bis 2018 sei man mit dem laufenden Konzessionsvertrag an die RWE AG gebunden.
Das beinhalte auch, dass RWE Informationspost mit dem Logo der Stadtwerke verschicken dürfe. Von der jetzt gelaufenen Mailing-Aktion, merkt Siepe an, habe er nichts gewusst.
Wie aber kann dann seine Unterschrift unter die Werbung kommen? Siepe: „Mit mir war das nicht abgesprochen.“ RWE habe aber sicher eine entsprechende Computerdatei.
Auf jeden Fall gebe es Gesprächsbedarf, sagt Siepe. Das sieht Bürgermeisterin Claudia Panke nicht anders. Sie sei schon von verschiedenen Seiten angesprochen worden. „Das muss erklärt werden, nicht nur bei der Gesellschafterversammlung, sondern auch bei den Partnern der Neander Energie“, mahnt Panke an.
Siepe erwartet, dass der „etwas unglückliche Brief“ für erhöhten Beratungsbedarf im Kundenforum Heumarkt der Stadtwerke sorgen könnte. „Da muss die Situation dann offen erläutert werden“, sagt Siepe.