Tonne oder Sack — wohin mit dem Müll der Wülfrather?
Sack oder Tonne? André Herbes (Wülfrather Gruppe) und Martin Sträßer (CDU) diskutieren im Streitgespräch über das Abfallkonzept.
Sie beide gelten als die Gegenpole beim Thema Müll: André Herbes will den Umstieg von Sack auf Tonne, Martin Sträßer will den Sack und die Tonne behalten.
André Herbes: Klares Ja zur Tonne. Mit der Verabschiedung des neuen Abfallkonzepts auf 2018 haben WG, CDU, SPD, Grüne und Linke den Weg bereitet. Das ist ein Jahr länger als geplant, also eine Hängepartie. Darüber hinaus kann man ja über spezielle Formen der Berechnung wie ein Chip-System, wiegen oder verschiedene Abfallrhythmen diskutieren. Ich verstehe nur nicht die Wankelmütigkeit der SPD. Erst stimmen sie dem Konzept ab 2017 zu und im Rat entscheiden sie sich plötzlich anders und verlängern bis 2018.
Martin Sträßer: Ich möchte die freie Entscheidung für Sack oder Tonne. Die Verwaltung hat sich bis heute nicht dazu geäußert, welche Vorteile der Systemwechsel für die Bürger bringt. Vor zwei Jahren war angeblich alles gut mit Sack und Tonne, jetzt plötzlich nicht mehr.
Der Arbeitsschutz verlangt neue Bedingungen, heißt es.
Strässer: Die zugegeben pfiffige Kampagne der Verwaltung arbeitet diesbezüglich aber mit falschen Argumenten. Die Frage ist doch: Wird es für den Bürger besser? Und da glaube ich, dass die Wahlfreiheit erhalten bleiben muss.
Herbes: Ja, die Begründung zum Arbeitsschutz ist dünn. Das stimmt. Aber die Technik hat die Diskussion doch schon lange überholt. Wir sind die letzte Kommune in NRW mit dem überholten System. Die Tonne würde für ein verlässliches System sorgen. Die Wahlfreiheit kann ja darin bestehen, dass man verschiedene Abfuhrrhythmen oder Größen bestellen kann. Oder aber Technik wie ein Chip, in dem alle Daten gespeichert sind, macht es allen leichter: den Bürgern und dem Abfuhrunternehmen.
Sträßer: Warum so komplizierte Technik? Der Sack ist ein einfaches System und flexibles System und ist bereits da. In Mehrfamilienhäusern kann ich ja verstehen, dass die Tonne praktikabler sein kann. Aber es muss die Wahlfreiheit für alle Mieter geben.
Herbes: Das ist doch falsch, der Mieter wird doch gar nicht gefragt und statistisch als Sack-Befürworter gezählt, weil er einen nehmen muss.
Sträßer: Auch das könnte man ändern, ohne das System zu ändern.
Viele sagen, sie haben keinen Platz für eine Tonne.
Herbes: Die Erfahrungen aus Mettmann zeigen, dass es geht. Ich jedenfalls glaube, dass das Platzproblem ein vorgeschobenes Argument ist. Ich bin hocherfreut, dass die städtische Abfallberatung in den letzten Wochen fast 70 Mieter und Hausbesitzer von der Tonne überzeugen konnte.
Sträßer: Einspruch! Das Platzproblem gibt es bei vielen. Es kann ja jeder eine Tonne nehmen, wenn er das kann und möchte. Ich will nur keinen Zwang für die Wülfrather, zumal die Gebühren nicht steigen dürfen.
Sie Herr Sträßer haben große Probleme in der eigenen CDU-Fraktion mit ihrem Pro-Sack. Manche sagen sie sind da „Martin allein Zuhaus“.
Sträßer: Ich bin nicht alleine in der Fraktion. Warten wir es ab, mancher versteckt sich auch. Aber hier geht es nicht um Gewissensfragen, Ich habe kein Problem damit.
Das neue Abfallkonzept besteht nicht nur aus Sack oder Tonne. Wo sehen sie die Vorteile?
Herbes: Einheitliche Abfuhrtermine sind klarer. Zudem entfällt endlich diese umständliche Sperrmüllmarke. Das gibt es schon lange in anderen Städten und funktioniert dort sehr gut.
Sträßer: Das neue Sperrmüllsystem ist okay. Längere Abfuhrzyklen halte ich für schwierig: Wenn man verpasst, die volle Tonne rauszustellen, weiß man nicht, wohin mit dem Müll. Mit Säcken ist man flexibler, benutzt zusätzliche und stellt sie beim nächsten Termin raus.
Sie plädieren für ganz neue Modelle der Müllentsorgung. Eine Revolution gar, denn viele heute wollen wieder weg vom Trennsystem.
Sträßer: Die moderne Entsorgungstechnik kann viel sauberer trennen als wir das tun. Außer Papier könnte wieder alles in eine Tonne. Stattdessen gibt es immer mehr Tonnen und damit verbunden aber auch immer höhere Fehlwurfraten. Das macht keinen Sinn. Warum bieten wir uns als Stadt nicht für einen Pilotversuch an?
Herbes: Mich erstaunen solche Vorschläge jetzt. Ich als Ausschussvorsitzender habe in der Vergangenheit noch keinen Vorschlag der CDU in diese Richtung gehört. Das hätte man ja bereits als Prüfauftrag zum Beispiel an die Verwaltung geben können.
Sträßer: Da stimme ich dem Kollegen grundsätzlich zu. Aber es war nicht die Politik, sondern die Verwaltung, die den Rat mit einem neuen Abfallkonzept überrascht hat. Es gab in diesem Jahr wichtigere Themen und zu wenig Zeit für ausführliche Diskussionen.
Kommt die Tonne 2018 endgültig?
Herbe:s Ja klar. Das ist so beschlossen. Verwaltung, Politik, GWG und viele Hausbesitzer wollen sie.
Sträßer: Es werden aber weiterhin viele nicht wollen. Es muss letztlich noch ein Ratsbeschluss für das Abfallkonzept ab 2018 fallen. Vorher werden wir das Thema aber noch genauestens prüfen.