Umweltsünder mit Blauem Engel

Verwaltung: Trotz guter Ansätze ist das Rathaus in Sachen Umweltschutz noch kein Musterknabe.

Ratingen. Festbeleuchtung in der alten Feuerwache an der Lintorfer Straße: Leuchtstoffröhren rahmen die großen Einfahrtstore der Wagenhalle, das Treppenhaus ist von unten bis oben erleuchtet, der große Hof von Lampen in helles Licht getaucht - die ganze Nacht hindurch. Doch mit weihnachtlicher Illuminierung hat das nichts zu tun, eher mit Stromverschwendung. Das dachten auch Anwohner, die den reflektierten Lichtschein Nacht für Nacht in ihren Wohnungen haben, und sich fragen: Warum brennt da überhaupt noch Licht, wo doch die alte Feuerwache längst geräumt ist?

"Das Gebäude ist zwar aus der 24-Stunden-Nutzung raus, wir konnten aber noch nicht alle Stromkreise, die in der Zentrale auflaufen, umstellen", erklärte Rolf Kopp, Leiter der zentralen Gebäudewirtschaft der Stadt. So weit es technisch möglich sei, habe man die Schaltungen schon unterbrochen oder geändert, aber eben noch nicht überall. Trotz dieser Stromverschwendung will Kopp die Stadtverwaltung nicht als Umweltsünder sehen. Als Gegenbeispiele nannte er den Einsatz von Energiesparlampen und Solar-Technik bei Neubauten.

In anderen Bereichen sei die Stadtverwaltung geradezu vorbildlich, bricht Kopp eine Lanze für das Umweltbewusstsein im Rathaus: So werden seit Jahren sämtliche Briefe, Schreiben, Drucksachen und Verwaltungsvorlagen auf Umweltpapier gedruckt, das mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" zertifiziert ist. "Das ist zwar etwas teurer, aber der Rat hatte das so beschlossen." Aus optischen Gründen werde derzeit überlegt, zu etwas weißerem Umweltpapier zu wechseln.

Gar nicht umweltfreundlich ist dagegen der gewaltige Papierbedarf der Verwaltung: Rund 7,3 Millionen Blatt werden pro Jahr durch die Drucker und Kopierer gejagt, davon sind etwa drei Millionen Blatt Sitzungsvorlagen. Aufeinander gestapelt ergäben diese Mengen gewaltige Papiertürme, die 730 beziehungsweise 300Meter hoch in den Himmel ragen würden. "Wir müssen da auf jeden Fall reduzieren, obwohl wir schon fast ausschließlich doppelseitig drucken", sagt Bernd Berein, Abteilungsleiter für Ratsangelegenheiten.

Gedacht ist daran, die Drucksachen nur noch einmal in Papierform den Fraktionen zur Verfügung zu stellen, die einzelnen Fraktionsmitglieder bekämen die Dokumente dann elektronisch übermittelt. Aber schon jetzt sind im Ratsinformationssystem (RIS) alle Vorlagen übers Internet abrufbar. "Die bereitschaft dazu ist aber noch nicht bei allen vorhanden", weiß Berein. Also wird es noch eine Weile bei dem hohen Papierverbrauch bleiben.

Wenn das RIS auf einer neuere Version umgestellt ist, will Berein noch einmal in die Offensive gehen. Bis dahin wird für Ratsmitglieder und sachkundige Bürger jede Vorlage in einer 120er-Auflage gedruckt - was etwa bei einem Bebauungplan wie dem zur Bezirkssportanlage schnell 30000 Blatt verbraucht. Bereins Vision: Jedes Ratsmitglied hat ein Laptop, an dem es Zugriff auf alle Drucksachen, Abstimmungsergebnisse, Anhänge und ähnliches hätte.