Unterwegs von Buthan bis Panama

Wissen und Können von Vogelkundler Reinhart Vohwinkel sind auf der ganzen Welt gefragt. In Wülfrath begleitete er ein Jahr lang die Uhu-Dame Pattex.

Gerade ist er irgendwo zwischen Grönland, Spitzbergen und den Faröer Inseln unterwegs. So manch einer würde es Urlaub nennen — und auch Reinhart Vohwinkel ist mit seiner Ehefrau auf Reisen. Von einer gemütlichen Kreuzfahrt kann allerdings keine Rede sein, wenn der „Herr der Vogel-Ringe“ mal wieder auf Tour ist. Stattdessen hat er wohl immer ein gutes Fernglas und ein paar Fangnetze im Gepäck.

Will man Vohwinkel in Wülfrath begegnen, so gelingt das am ehesten im Dunkeln. Denn hier war es in den vergangenen Monaten vor allem die Uhu-Dame „Pattex“, deren Spuren er durch die Wülfrather Innenstadt gefolgt ist. War doch „Pattex“ der einzige Uhu, der seinen Sender-Rucksack beinahe ein Jahr lang getragen hat.

Damit hat er dem Vogelkundler eine wahre Datenflut beschert und so ganz nebenbei verraten, dass es auf dem Rathausdach gemütlich sein kann und dass man Mäuse am besten in den aufgeräumten Gärten der Ellenbeek fängt.

Immer kann es sein, dass Vohwinkel gerade irgendwo auf der Welt auf „Vogel-Tour“ ist. Sollte in Russland die Vogelgrippe ausbrechen, steigt er sofort ins Flugzeug. In Buthan im Himalaya-Gebirge waren es Fasane, die von ihm beringt und untersucht wurden. Im April war der Ornithologe noch in Schweden, um Zwerggänse mit einem Sender auszustatten. Er war auch schon in Panama, um dort Tukane zu fangen.

An den Tukanen hatten sich zuvor schon etliche Experten versucht. Vergeblich, wie Vohwinkel erzählt. „Die haben sich daran die Zähne ausgebissen. Einer der erfolgreicheren Fänger hat vier Jahre gebraucht und nur drei gefangen, um sie zu besendern.“ Das Projekt war zu wichtig, um es einfach abzubrechen. Schließlich sollten die Erkenntnisse über die Flugrouten der Tukane dazu beitragen, etwas über den Zustand des Regenwaldes in Erfahrung zu bringen. Das war nötig, um den Panama-Kanal verbreitern zu können. Also machte sich Vohwinkel auf den Weg in den Regenwald. In sechs Tagen hatte er 16 Tukane gefangen und reiste wieder ab.

Seit Jahrzehnten folgt der Velberter Ornithologe den Spuren der Vögel. Schon als Junge ist er mit dem Fernglas durch den Wald gestreift: In einem Notizbuch hat er alles Wissenswerte aufgeschrieben. Bis er eines Tages beinahe in eines der Fangnetze lief, das zwei Vogelkundler aufgestellt hatten. Er zeigte ihnen seine Notizen und ging fortan mit, wenn Vögel beringt wurden.

Seinen Zivildienst machte er als Vogelwart auf der Hallig. „Ich wollte eigentlich Förster werden, aber das hat mir meine Mutter damals ausgeredet“, erzählt Vohwinkel. Also wurde er Betriebsinformatiker. Mit 40 hing der Ornithologe seinen Computer-Job an den Nagel. Seitdem ist er als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland Tag und Nacht mit dem Fangnetz unterwegs. Mehr als 100 000 Vögel hat er in seinem Leben gefangen.