Schwimmunterricht für alle: „Kein Kind soll untergehen“
Initiative „Wülfrather Kinder in Not“ finanziert jetzt auch Schwimmkurse.
Seit zehn Jahren wird Wülfrather Kindern in Not geholfen. Die gleichnamige Initiative unter dem Dach des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes finanziert unter anderem Mädchen und Jungen aus bedürftigen Familien das Mittagessen in Kindertagesstätten und der Offenen Ganztagsschule. „Das Geld für den Mittagstisch ist in der Ogata die Voraussetzung für eine Nachmittagsbetreuung. Wir leisten also eine Bildungsinvestition, denn Bildung ist der einzige Schlüssel für die Kinder, um aus dem Teufelskreis der Armut herauszukommen“, sagt Wolfgang Peetz, der DRK-Vorsitzende.
Im Januar 2005 hatte der Sozialverband der Stadt ein „Armutszeugnis“ ausgestellt. Demnach lebten damals 215 Wülfrather Kinder in Armut. „Heute sind es 500“, sagt Peetz. Als arm gilt eine Familie, wenn ihr weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens zur Verfügung steht. 50 Euro pro Monat kostet das Kita- und Schulmittagessen je Kind. Derzeit werden von „Wülfrather Kinder in Not“ 120 Mädchen und Jungen mit einem Essenszuschuss von jeweils 20 Euro monatlich unterstützt. Die übrigen 30 Euro fließen für die Sprösslinge aus Familien mit geringem Einkommen oder die auf Hartz IV und andere Sozialleistungen angewiesen sind aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes.
Im Juni 2005 warb die Initiative erstmals in der Fußgängerzone um Spenden. Wer den ersten 20 Euro-Schein gab, weiß Peetz noch ganz genau: „Das war Erika Weidenbruch.“ Der Name der 2013 verstorbenen „Miss Ehrenamt Wülfraths“ ist aber auch der einzige Spender-Name, den der DRK-Chef preisgibt. Die Geldgeber können sich darauf verlassen, dass sie anonym bleiben und ihre Spende ohne Abzug in Wülfrath Gutes bewirkt. „Das DRK trägt die Verwaltungskosten zu 100 Prozent“, erklärt Wolfgang Peetz. Und so sind aus 20 Euro in zehn Jahren mehr als 300 000 Euro geworden, die der Initiative von Spendern zur Verfügung gestellt wurden.
Kein Kind muss in Wülfrath aus finanziellen Gründen hungern, dieses Ziel ist erreicht. Das neue formuliert der Initiativen-Sprecher so: „Kein Kind soll untergehen.“ Das ist wörtlich zu verstehen. Denn Schwimmunterricht ist jetzt im Sponsoring von maximal 300 Euro pro Kind und Jahr ebenso ein möglicher Bestandteil wie die Mahlzeiten, Kleidung oder der Zuschuss zur Klassenfahrt. Immer häufiger können Schüler nicht richtig schwimmen. Die zweithäufigste Unfalltodesursache bei Kindern ist das Ertrinken. Deshalb hat die Initiative jetzt erstmals Schwimmkurse für Grundschüler in der Wasserwelt finanziert. Gestern endete im Hallenbad der auf drei Wochen verteilte Ferienkurs für fünf Kinder. „Das macht total Spaß. Drei von ihnen haben das Seepferdchen erworben“, sagt Schwimmlehrerin Marlies Neumann. Mit ihrer Schwimmschule Pinguin kooperiert das DRK bei dem Projekt. Ab Montag werden weitere acht Kinder von Neumann und ihren Assistentinnen in neun Einheiten zu je 30 Minuten „hart aber herzlich“ fit gemacht fürs nasse Element. „Kinder sollten schwimmen können, wenn sie in die Schule kommen“, sagt Neumann. Daher rät die Düsseldorferin dazu, mit fünf Jahren mit dem Schwimmenlernen zu beginnen.