Vanille und Schoko reichen nicht mehr
Seit der Eröffnung des ersten Eiscafés Paciello im Jahr 1958 wurden die Kunden anspruchsvoller.
Wülfrath. Mit sechs Eissorten hat im März 1958 alles angefangen. Der Italiener Antonio Paciello lockte Groß und Klein mit den Geschmacksrichtungen Vanille, Schoko, Nuss, Erdbeer, Zitrone und Aprikose zu seiner Eisdiele an der Düsseler Straße. Noch heute erfreut sich das Eiscafé Paciello, das seit 1978 an der Wilhelmstraße zu finden ist, großer Beliebtheit. Allerdings ist der Familienbetrieb mit der Zeit gegangen.
„Die Leute sind anspruchsvoller geworden“, sagt Senior-Chef Vito Paciello (57). „Heute muss das Eis immer frisch sein und die Nudeln al dente.“ 1958 durfte es auch mal das Eis vom Vortrag sein, den Leuten hat’s geschmeckt. Schließlich kannten es auch viele nicht besser: Eine Reise nach Italien war für die Wenigsten erschwinglich.
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58 Jahre später ist das Geschäft ein anderes. Im Eiscafé an der Fußgängerzone bieten Vito und sein Sohn Daniele (27) 24 Eissorten an und auch neuere Trendleckerein wie „Frozen Yoghurt“ dürfen nicht fehlen. Künstliche Inhaltsstoffe kommen den Paciellos nicht ins Eis. „Bei uns ist alles natürlich, deshalb gibt es auch keine blauen Kugeln“, so Vito Paciello.
Dafür ist die Herstellung einfacher geworden. Antonio Paciello stand um 4 Uhr morgens auf, weil die Zubereitung zwei Stunden in Anspruch genommen hat. „Heute geht das alles in einer halben Stunde“, sagt der Senior-Chef.
Der Wandel des Gastronomiebetriebs ist noch nicht abgeschlossen: „Nur“ Eiscafé ist inzwischen nicht mehr genug. Vor zwei Jahren erweiterten die Paciellos ihr Angebot, um das Geschäft im Winter anzukurbeln. Jetzt tischen sie Pizza und andere italienische Speisen auf.
Derzeit wird der Laden umgebaut. „Das ist unsere erste Renovierung und die darf dann für die nächsten 40 Jahre halten“, sagt Vito Paciello. In einem halben Jahr soll alles fertig sein.
Daniele Paciello berichtet: „Wir wollen noch WLan einrichten und im neuen hinteren Bereich wird es auch einen Fernseher geben.“ Man denke auch über einen Vertrag mit Sky nach. Zur Fußball-EM im Sommer wollen die Paciellos ein kleines Public Viewing mit Leinwand anbieten.
Der Name Paciello ist in der Region untrennbar mit der Liebe zum Eis verbunden. Vito Paciello erzählt: „Mein Vater hatte sechs Brüder und alle hatten ein Eiscafé. Unter anderem in Tönisheide, Velbert, Mettmann und Krefeld.“ Das Traurige: Mittlerweile würden die Läden alle verschwinden, weil die nächste Generation die Geschäfte nicht weiterführt. In Wülfrath soll das nicht passieren. Daniele hat mit seinem Sohn Davide Vito Paciello bereits für die vierte Eismacher-Generation gesorgt — auch wenn der Kleine noch gar nichts von seinem Glück weiß.