Velbert startet Gebühren-Wirrwarr

Eine Sparmaßnahme der Stadt wirbelt die Kitagebühren-Struktur in der Region durcheinander — rückwirkend.

Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Die prekäre Haushaltslage zwingt die Stadt zu so manchen ungemütlichen Maßnahmen. Jetzt verlangt Velbert von den Nachbarstädten Wülfrath, Wuppertal, Heiligenhaus und Hattingen für das Jahr 2014 einen Kostenausgleich für jedes auswärtige Kind, das eine Kita im Stadtgebiet besucht hat.

Das hat Folgen. Erstens: Diese vier Städte verlangen jetzt im Ausgleich Geld für Velberter Kinder, die bei ihnen betreut wurden. Zweitens: Für Eltern, deren Kinder nicht im Heimatort zur Kita gehen, hat das finanzielle Auswirkungen.

In den nächsten Wochen werden sie als Reaktion auf die eingegangenen Forderungen eine neue Gebührenberechnung für 2014 vorgelegt bekommen — von ihrer Heimatstadt, nach deren Gebührenordnung. Dadurch können sich für Velberter auch unvorteilhafte Differenzen zum bereits bezahlten Betrag ergeben.

Beispiel: Die Eltern der dreijährigen Lisa wohnen in Velbert und schicken ihr Kind in eine Wuppertaler Kita. Dort wird sie 35 Stunden die Woche betreut, die Eltern haben ein Jahreseinkommen von 30 000 Euro. Macht einen jährlichen Kita-Beitrag von 540 Euro. In Velbert hätte das 600 Euro gekostet, daher müssen Lisas Eltern in Kürze 60 Euro an die Stadt Velbert nachzahlen.

Da in Velbert die U3-Betreuung nicht extra kostet, könnten Eltern an dieser Stelle profitieren. Das zeigt ein anderes Beispiel: Der zweijährige Paul wird 45 Stunden in der Woche in Wülfrath betreut, die in Velbert wohnenden Eltern haben ein Jahreseinkommen von 45 000 Euro. Bei den Nachbarn hat die Kita 2880 Euro im Jahr gekostet, in Velbert wären sie mit 1536 Euro viel günstiger weggekommen.

Unterm Strich also ein gutes Geschäft für die Velberter, die sich über eine größere Rückzahlung freuen können. Für Wülfrather, die den entgegengesetzten Weg gewählt haben, kommt vielleicht in ein paar Wochen die böse Überraschung.

Warum hat Velbert diesen riesigen Verwaltungsakt in Gang gebracht? „Wir versprechen uns davon Mehreinnamen von 100 000 bis 150 000 Euro“, erklärt Jürgen Mutz, vom städtischen Fachbereich Jugend, Familie und Soziales. Der Gewinn ergibt sich dadurch, dass in Velbert verhältnismäßig viele Jungen und Mädchen von außerhalb betreut werden. 2014 waren es 95. Von Essen und Ratingen verlangen die Velberter kein Geld, da sich hier die gegenseitigen „Pendlerkinder“ die Waage halten.

Das Kibiz-Gesetz hat den Kostenausgleich seit dem 1. August 2014 möglich gemacht. Velbert ist da neben Monheim in der Region einer der Vorreiter. „Auch wenn wir es nicht gerne machen, wir müssen die Möglichkeit für uns nutzen“, sagt Mutz mit Blick auf den Haushalt.

Zunächst soll sich das Experiment auf 2014 beschränken. Mutz: „Wir müssen sehen, wie viel uns der Kostenausgleich wirklich bringt.“ Die Zahl der Rückansprüche aus den Nachbarstädten sei im Vorfeld nicht komplett kalkulierbar gewesen.