Velbert: Talent - schöne Musik auf Knopfdruck

Alexander Saeger hat im Landes- und Bundesjugendorchester, dann im Sinfonieorchester Münster gespielt.

Velbert. Alexander Saeger steht vom heimischen Sofa auf und macht sich an einem Koffer zu schaffen. Darin ruht das Instrument, dessen Spiel er fünfeinhalb Jahre in Köln und Düsseldorf studiert hat - die Bratsche. Saeger zieht das viersaitige Musikgerät heraus, klemmt es zwischen Schulter und Kinn. Sobald der 29-Jährige mit dem Bogen über die Saiten streicht, kommt Bewegung in den Raum. Der gebürtige Velberter wandert fiedelnd durchs Wohnzimmer, die Klänge des Konzerts für Viola und Orchester von Franz Hoffmeister erfüllen den Raum.

"Ich muss die Musik bis in die Fußspitzen spüren", sagt Saeger, als der letzte Ton verklungen ist. "Selbst wenn ich im Orchestergraben sitze." Seine ersten Geigenklänge spielte er mit fünf Jahren an der Musik&Kunstschule. Während der Schulzeit gehörte er zur musikalischen Elite des Landes. Im Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen hat er ebenso gespielt wie im Bundesjugendorchester. Mit 16 verbrachte er die Ferien auf Tourneen durch China, Frankreich oder Spanien. In Barcelona spielte er vor 2000Zuschauern. "Urlaub ist das nicht", denkt er an ein straffes Programm zurück. "Aber als Repräsentant seines Landes unterwegs zu sein, war schon toll."

Nach seinem erfolgreichen Musikstudium suchte Saeger dann einen Platz als Profimusiker in einem Orchester. "Das ist so ähnlich wie bei den Casting-Shows im Fernsehen. Nur, dass man hinter einer Wand spielt, damit die Bewertung nur von der Musik abhängt", erinnert er sich. Das ganze Orchester ist Jury. "Es ist nicht einfach. Man muss auf Knopfdruck schöne Musik produzieren", sagt Saeger. Nachdem er auch die dritte Runde beim Sinfonieorchester des Stadttheaters Münster überstanden hatte, wurde er dort angenommen.

Ab dem Moment hieß das vor allem: Proben. Pro Spielzeit standen zehn Konzerte und vier Opern auf dem Plan. "Opern wie Parsifal dauern schon mal fünf Stunden. Da läuft dann der Schweiß", sagt Saeger mit einem Tonfall, als wäre er gerade mitten drin in Richard Wagners Komposition. Zwei Jahre hat er in Münster als Profimusiker gearbeitet, unter anderem mit Götz Alsmann gespielt.

Dann entschied er sich, in eine andere Richtung zu gehen. "Es ist zwar toll, sein Hobby zum Beruf zu machen. Aber es ist mir zu viel geworden." Künstlerisches Getue und ungesunder Perfektionismus sind nicht sein Ding.

Heute ist er Referendar für Musik an einem Gymnasium in Herne. Und er macht sich bereits daran, ein Schulorchester aufzubauen. Als Aushilfe spielt er weiterhin beim Kourion-Orchestor in Münster und in anderen Städten. Saeger: "Die Begeisterung, das Kribbeln und der Stolz auf die eigene Leistung nach einem Konzert, das will ich nicht missen."