Velberter Autor Karl-Erich Pönitz analysiert Konfliktlösungen in der Vergangenheit Große Herausforderungen führen oft auch zu neuen Wegen

Velbert · Velberter Autor Karl-Erich Pönitz analysiert Konfliktlösungen in der Vergangenheit.

Karl-Erich Pönitz möchte mit seinem Buch zeigen, wie historische Persönlichkeiten aus Krisen Kraft für die Zukunft schöpften.

Foto: Ulrich Bangert

Die Reihe Velbert im Quadrat des hiesigen Scala Verlags zeigt die Schlossstadt aus unterschiedlichen Blickrichtungen: Da sind Ausblicke von den höchsten Gebäuden der Stadt, Einblicke in den Mariendom, Stimmungen in den Gassen der Langenberger Altstadt, die Entwicklung des Velberter Rathauses oder das Engagement der Langenberger, die im Ersten Weltkrieg einen Lazarettzug unterstützten. Die jüngste Neuerscheinung weist keine Fotos auf und hat auf dem ersten Blick keinen Bezug zu Velbert – außer dem Autor Karl-Erich Pönitz. Der heute 79-Jährige war evangelischer Gemeindepfarrer in Moers, bevor er nach Velbert kam, wo er von 1982 bis 2000 am Klinikum Niederberg als Krankenhauspfarrer tätig war, danach Supervisor für die klinische Seelsorgerausbildung.

Das Buch vereint vier Vorträge des Redners mit Fangemeinde

„Ich habe mich schon immer sehr für Geschichte und Literatur interessiert“, so der Pensionär, der seit 1986 zu diesen Themen an der verschieden Orten Vorträge hielt. Jutta Scheidsteger, langjährige Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Velbert-Hardenberg, wurde auf den belesenen Velberter aufmerksam. „Herr Pönitz hat eine richtige Fangemeinde, er begeistert mit seinen Reden viele Menschen“, so die Inhaberin des Scala Verlags.

In dem jetzt erschienen Buch sind vier seiner Reden schriftlich fixiert, die sich alle um historische Persönlichkeiten drehen. „Wir stehen gerade vor gewaltig großen Problemen, wo wir nicht wissen, wie wir damit fertig werden. Mein Anliegen ist es, zu gucken, wie haben sich Menschen den Herausforderungen gestellt.“

So schuf Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), bekannter als der Große Kurfürst, einen Modus Vivendi unter den verschiedenen Konfessionen. „Die Religionsfreiheit hat da ihre Wurzeln. Die Lehre für uns ist, dass wir respektieren, dass andere eine andere Meinung haben. Das ist heute sehr wichtig im Umgang mit dem Islam. Wir dürfen allerdings nicht naiv sein: Es gibt Kräfte, die uns nicht gefallen, aber es steckt auch viel Gutes im Islam.“

Der Urenkel des Großen Kurfürsten ging als Friedrich der Große (1712-1786) in die Geschichte ein, pflegte eine wechselhafte Beziehung zu dem französischen Philosophen Voltaire. Das Bündnis zwischen den ungleichen Persönlichkeiten hat sich nachhaltig auf die Toleranz ausgewirkt: „In Europa muss niemand mehr befürchten, wegen seines Glaubens von Staats wegen eingekerkert zu werden“, stellt Pönitz am Ende seines Vortrages fest.

Spätestens mit dem Kapitel „1813: Aufbruch – Rausch – Ernüchterung“ ist der Bezug zu Velbert da, als Napoleon Bonaparte (1769-1821) die Welt auch im Bergischen neu ordnete und Aufstände erstickt wurden. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde in den anschließenden Befreiungskriegen viel erreicht: „Die gemeinsame Klammer ist das Neue, das noch nie Dagewesene. Meine Aufgabe ist es, den Menschen Mut zu machen, das war im Krankenhaus so und in der Gemeindearbeit. Ich glaube daran, dass in der Beziehung zu Gott Kraft liegt“, sagt der Theologe

Im vierten Beitrag widmet er sich einem prominenten Kollegen, der kurz vor dem Ende des Nazi-Regimes hingerichtet wurde: Dietrich Bonhoeffer. „In unserer gegenwärtigen Krise des gesamten Christentums ist dasselbe angesagt, was für Bonhoeffer angesagt war: Sich gründlich mit und aufrichtig auf das zu besinnen, was der Wille Gottes in Christus Jesus an uns ist, dann werden wir von selber erkennen, was zu tun ist.“

Karl-Erich Pönitz entdeckt dabei viel Neues und Kreatives in Velbert: So bei der Vesperkirche, wo Menschen aus der Mitte des täglichen Lebens eingeladen werden, ebenso die Bemühungen in der Pandemie, den Kontakt zu Gemeindegliedern und Fremden aufrecht zu erhalten.