Vogelsterben bedroht auch heimische Arten

Der Naturschützer und Vogelfachmann Reinhard Vohwinkel ist über die Entwicklung besorgt.

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Wülfrath. Die Vogelhäuschen bleiben leer. Das Futter wird feucht und schimmelt. Wo früher um diese Jahreszeit auch schon mal um die letzten Körner gestritten wurde, ist es in diesem Jahr beunruhigend still geworden Bereits in den vergangenen Wochen hatten Naturschützer lautstark Alarm geschlagen. Über die Gründe wurde gerätselt: Optimisten waren davon ausgegangen, dass viele Vögel bei der milden Witterung in den Wäldern ausreichend Nahrung finden und zusätzliche Futterstellen verschmähen würden. Dass die Zahl der gefiederten Gäste an Fütterhäuschen stark schwanke, sei im Winder normal.

Einer, der diese optimistische Ansicht absolut nicht teilt, ist der Velberter Ornithologe Reinhart Vohwinkel. Er hat die Vogelpopulation rings um Wülfrath und Mettmann seit Jahren im Blick und sagt: „Wenn wir noch ein oder zwei Jahre einen derart verregnetes Frühjahr haben, kann es gut sein, dass es bald keine Meisen mehr gibt.“ Er selbst kenne ein solches Phänomen bislang nur aus der Literatur, und dort auch nur von Mehlschwalben.

Das nun jedoch nahezu alle Höhlenbrüter davon betroffen sind, ist aus seiner Sicht ein Anlass zu großer Sorge. Gründe für das massenhafte Vogelsterben im Frühjahr habe es viele gegeben. Betroffen gewesen seien vor allem die Jungvögel, von denen viele im Nest verhungert seien. Kälte, Nässe und der Insektenmangel haben dazu geführt, dass die Altvögel ihren Nachwuchs nicht ausreichend versorgen konnten. „Bei den Meisen werden 80 Prozent nicht älter als ein Jahr“, weiß Vohwinkel.

Im Klartext heißt das: Wenn derart viele Jungvögel sterben, kann das schnell bedrohlich für die Erhaltung der ganzen Art werden. Und so schnell lasse sich die dramatische Entwicklung auch nicht mehr aufhalten. Denn im kommenden Frühjahr werden nun viel weniger Vögel brüten als üblich, was dazu führt, dass die Lage weiterhin kritisch bleibt. Von diesem Phänomen betroffen sind längst nicht nur die Meisen, sondern auch Gimpel, Grünfinken und viele andere Singvögel.

Möglicherweise wird also das Vogelkonzert im Frühjahr vielerorts ausbleiben oder bei weitem nicht so vielstimmig ausfallen, wie wir es gewohnt sind. „Vielleicht braucht man mal so eine Erfahrung“, hofft Reinhart Vohwinkel darauf, dass in Sachen Klimawandel endlich ein Umdenken einsetzt. Hinzu komme auch das große Problem der Pestizide in der Landwirtschaft, das seit langem dafür verantwortlich gemacht wird, dass es weniger Insekten gibt und Vögel ihren Nachwuchs auch bei besseren klimatischen Bedingungen kaum noch ernähren können.

Wem nun in den Sinn kommt, dass man auf all das nur bedingt Einfluss nehmen kann, dem sei gesagt: Es gibt so manches, dass man im heimischen Garten tun kann, um den gefiederten Freunden zu helfen. Weniger aufgeräumte Gärten, schützende Hecken oder Nistkästen: All das würde helfen, um den gefiederten Wegbegleitern das Leben leichter zu machen.