Wind liefert Strom für 400 Haushalte
An der Stadtgrenze zu Essen baut die Firma „Windpark Mönchengladbach II“ eine 99,5 Meter hohe neue „Windmühle“ — laut Betreiber eine eher kleine Anlage.
Velbert. „Über Hochspannungsmasten regt sich kaum einer auf, aber wird bekannt, dass irgendwo ein kleines Windrad aufgestellt werden soll, ist das Geschrei groß.“ Karl-Heinz Weissbarth weiß, wovon er spricht.
Der Geschäftsführer der Firma „Windpark Mönchengladbach II“ in Wesseling wird im Velberter Norden im Gebiet An der Beck nahe der Stadtgrenze zu Essen-Heidhausen in den nächsten Monaten eine „kleine Kiste“ aufstellen.
99,5 Meter Gesamthöhe weist das Windrad auf, das der Kreis Mettmann als Genehmigungsbehörde Anfang Dezember abgesegnet hat. Windräder dieser Größe seien heute kaum noch auf der Tagesordnung, sagt Weissbarth, üblich seien mittlerweile Anlagen mit einer Höhe zwischen 180 und 200 Metern. Die seien auch wesentlich effizienter, weil die Windgeschwindigkeit mit der Höhe zunimmt.
Mehr als 100 Meter Windradhöhe sind in Velbert nicht drin. Größeren Anlagen schiebt der Flächennutzungsplan einen Riegel vor, um die Eingriffe in das Landschaftbild möglichst gering zu halten.
Dennoch hat die Stadt das Gelände im Velberter Norden als Windkraftkonzentrationszone ausgewiesen, außerdem gibt es im Stadtgebiet verteilt noch weitere so genannte Vorrangzonen. „Dort ist aber nur Platz für eine Anlage“, erklärt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach.
Rund vier Monate dauerte die Bearbeitung des Antrages, am 7. Dezember gab der Kreis Mettmann dann die Genehmigung zum Bau. „Rund 20 Behörden sind an dem Verfahren beteiligt“, erläutert Sprecherin Daniela Hitzemann das aufwändige Verfahren.
Trotz seiner geringen Höhe werde sich das Windrad in Velbert rechnen, ist Weissbarth überzeugt. „Es ist ein guter Standort, den wir aber nicht optimal nutzen können. Leider meinen die Kommunen, in ihren Flächennutzungsplänen immer Restriktionen einbauen zu müssen.“ Bei einer Windgeschwindigkeit von 36 Stundenkilometern produziere das „Windrädchen“ rund 800 Kilowattstunden. Große Anlagen schaffen locker drei Megawattstunden — das Vierfache.
Pro Jahr rechnet der Investor mit einem Stromertrag von etwa 1,7 Millionen Kilowattstunden, die ins öffentliche Netz eingespeist und mit neun Cent pro Kilowattstunde vergütet werden. Mit der erzeugten Strommenge könnten 400 bis 450 Durchschnittshaushalte versorgt werden.
Weissbarth geht davon aus, dass im ersten Halbjahr die Windkraftanlage in Betrieb gehen werde. Wenn die Vorarbeiten erledigt sind, könne das Windrad in drei bis vier Tagen errichtet werden.
Eine zweite Windkraftanlage wäre in dem Bereich übrigens theoretisch denkbar, Weissbarth weiß aber, dass er damit erheblichen Widerstand provozieren würde. Schon jetzt sind die Anwohner auf Essener Stadtgebiet nicht sehr angetan von der Vorstellung eines Windrades in der Nachbarschaft.