Wülfrath „Wir kommen an unsere Grenzen“

Wülfrath · Homeschooling, Homeoffice und der Druck der drohenden Existenz bewegt auch in Wülfrath zahlreiche Mütter.

 Meistens sind es die Mütter, die sich um das Homeschooling ihrer Kinder kümmern müssen.

Meistens sind es die Mütter, die sich um das Homeschooling ihrer Kinder kümmern müssen.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

. In den meisten Fällen sind es die Mütter, die sich in der Corona-Zeit mit dem Homeschooling der Kinder auseinander setzen. Wir haben vier Wülfrather Mütter deren Kinder die vierte Klasse der Lindenschule besuchen gefragt, wie ihr aktueller Lockdown-Alltag aussieht.

„Den ersten Lockdown habe ich anstrengender empfunden. Meine Tochter ist selbstständiger geworden“, berichtet Angelika Schmidt. Leicht ist das Unterfangen „Homeschooling“ trotzdem nicht. „Bei uns fliegen auch mal die Türen zu und unsere Nerven liegen blank. In der vergangenen Woche haben die Kinder neue Themen zum Lernen erhalten, die wir als Eltern vermitteln mussten. Die mitgeschickten Lernvideos haben wenig geholfen. Das hat mich an meine Grenzen gebracht“, berichtet die junge Mutter. Dass ihre Tochter zuhause anders lernt als in der Schule, dessen ist sich die Wülfratherin sicher. „Bei den Lehrern gibt meine Tochter keine Wiederworte. Aber was ich ihr erkläre, ist mitunter egal.“

Mehr digitales Lernen wäre für Angelika Schmidt wünschenswert

Für den Homeschooling-Alltag hätte sich Angelika Schmidt gewünscht, dass die Schule ihrer Tochter vermehrt zum digitalen Lernen gewechselt wäre und auch Videokonferenzen angeboten hätte. „Das war leider nicht der Fall, obwohl es in anderen Schulen durchaus funktioniert. Ich bin sicher, dass man mit Videokonferenzen viel Inhalt vermitteln kann.“

Yvonne (Nachname der Redaktion bekannt) ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern: Philip (10) und Carolin (8). Zeit für die Lernzeiten ihrer Kinder hat die Kosmetikerin aktuell. „In meinem Beruf kann ich derzeit auf Grund des Lockdowns nicht arbeiten“, berichtet sie, verweist aber zeitgleich auch auf die finanzielle Last, die im Zuge der Kurzarbeit einhergeht. Der Vormittag der Wülfratherin ist klar strukturiert, erst ist Carolin an der Reihe, später folgt ihr Sohn Philip mit seinen Unterrichtsmaterialien. „Die Motivation, aber auch die Konzentration gehen bei den beiden verloren.“ Die zukünftige Regelung ab dem 22. Februar, dass Grundschulkinder abwechselnd am Präsenzunterricht teilnehmen können, findet sie eine gute Lösung. „Dann kehrt zumindest ein bisschen Normalität bei uns ein.“

Ein bisschen Normalität, das wünscht sich auch Marina Henschel. Die junge Mutter hat nicht nur eine 10-jährige Tochter sondern auch ein Kleinkind, das viel Aufmerksamkeit verlangt. „Meine Tochter ist die halbe Nacht wach und steht dementsprechend spät auf. Ich lasse sie aber schlafen und starte dann später in den Homeschooling-Alltag“, berichtet sie. Zwei Stunden, so wie es die Schule vorgegeben hat, lernt die Viertklässlerin. Wenn Fragen bei dem Unterrichtsstoff aufkommen, dann wird es aber schwierig. „Das ist eine Katastrophe mit dem zweiten Kind dabei“, gibt Marina Henschel ehrlicherweise wieder.

Für Carola (Nachname der Redaktion bekannt) hätte der zweite Lockdown nicht sein müssen. „Das Hygienekonzept der Schulen hat gut funktioniert. Durch die erneute Schließung wurde den Kindern viel genommen“, ist sich die Mutter zweier Kinder sicher. Gerade ihre Tochter Nalani (10) hat auf vieles verzichten müssen. „Abschlussfahrt, Fahrradprüfung, Schwimmunterricht- das ist alles ausgefallen. Auch das Gefühl, auf der Schule einmal zu den Größten zu gehören, hat sie nicht gehabt. Das finde ich besonders schade.“ Ob der Wechselunterricht Sinn macht, kann die Wülfratherin noch nicht beurteilen. „Es wird dann nochmal schwieriger, alles unter einen Hut zu bekommen“, könnte sie sich vorstellen.

Die vier Mütter können sich untereinander austauschen

Glücklich sind die vier Mütter, dass sie sich untereinander austauschen können. In einer Whatsappgruppe teilen sie ihre Sorgen und können Fragen zu den Lernzielen stellen. „Hätte ich diesen Austausch nicht gehabt, wäre ich sicher verrückt geworden“, gibt Marina Henschel lachend wieder. Ihrer Tochter hat sie in der Lockdown-Zeit eine feste Spielpartnerin zugesagt. „Mir ist wichtig, dass mein Kind trotzdem Kind sein kann. Auch in dem Lockdown.“

In Zukunft wird es für die Familien nochmal spannend, dann steht der Schulwechsel an. Online konnten die Eltern ihre Kinder bereits teilweise anmelden, einige Kennenlern-Treffen an den Schulen stehen noch aus. Dass sich die Lage bis zum Sommer entspannt hat und ihre Kinder nicht mit Sicherheitsabstand und Schutzmaske ihren ersten Schultag an der neuen Schule begehen müssen, das ist abschließend ein großer Wunsch der Mütter.