<strong>Wülfrath. Kalendarisch bedingt laufen zurzeit viele Konzerte mit (vor-)weihnachtlichen Tönen. Und auch, wenn es sicher noch einige hörenswerte Veranstaltungen geben wird: Eines der zugleich schönsten und bemerkenswertesten Konzerte der Saison war die Adventskammer in der Stadtkirche. Unter der Leitung des zurecht viel gelobten Kirchemusikers Thomas Gerhold wurde hier die "Christmas Cantata" des nicht minder großartigen Amerikaners Steve Dobrogosz aufgeführt - was übrigens gleichzeitig die deutsche Uraufführung war. Bekanntermaßen ist der musikalische Kosmos des Thomas Gerhold überaus abwechslungsreich. Dass er die Kantorei Wülfrath mit dem Kammerorchester Essen diese 30-minütige, moderne Komposition vortragen ließ, zeugt wiedermal von seiner Kennerschaft - die Qualität des Werks ist ziemlich überwältigend. Was in Sachen Kantabilität, Deklamation und Klangvolumen erwartete werden dürfte, ahnte das Publikum in der bis zum letzten Platz besetzten Stadtkirche schon beim emphatischen, aber nie pathetischen "Ring them sing them". Schon hier erwies sich Pianist Tim Weitz als feiner Begleiter, der mittels seiner Anschlagkunst und des virtuosen Raffinements auffiel.

Die Streicher hatten Sinn für magische Momente

Von harmonischem Reichtum erfüllt und mit Sinn für magische Momente erwiesen sich die Streicher, angeführt von den ersten Violinen Susanne Hochmuth und Dorothee Müller. Die unerhört melodische und abwechslungsreiche "Cantata" wurde heftig bejubelt und war ohne Zweifel das Glanzlicht des Konzerts.

Doch der Zauber ließ auch bei den anderen Programmpunkten nicht nach. Für einen wohligen Schauer sorgte Multitalent Gerhold, der nicht allein die "Cantata" dirigierte, sondern zwischendurch noch rasch an die Orgel sprang, um dem gemeinschaftlich gesungenen Lied "Maria durch den Dornwald ging" das notwendige musikalische Rückgrat zu verpassen, mit seinem Solo von "Transeamus usque Bethlehem" - was für eine glasklare Stimme!