Wülfrath Hahnenfurth: Baustelle zehrt an den Nerven

Wülfrath · Vollsperrung der B 7 zwischen Mettmann und Wuppertal zur Straßensanierung sorgt für einen Ausnahmezustand.

Björn Hundsdörfer ist einer von zwei Einweisern, die von den Kalkwerke Oetelshofen damit beauftragt wurden, den Leuten zu erklären, welche Umleitungsstrecken sie fahren können.

Foto: Sabine Maguire

Die Baustelle lebt. War in der vergangenen Woche „nur“ der Tunnel hinter der Werkseinfahrt gesperrt, so geht es in dieser Woche in Richtung der Ampelkreuzung nach Schöller weiter. Schon seit Tagen geht es darum, das Chaos an der Werkszufahrt irgendwie zu bewältigen. Die wird von all denjenigen als Wendehammer genutzt, die entweder die Umleitungsschilder nicht gesehen oder sie einfach ignoriert haben. Offenbar versuchten genervte Autofahrer auch, sich auf erhofften Schleichwegen durch die Kalkwerke nach Vohwinkel durchzuschlagen. „Wir haben hier letzte Woche 30 Leute aus dem Steinbruch geholt, die dort gestrandet waren“, kommentiert Betriebsleiter Robert Fröhling die Lage.

Schön frühzeitig habe man sich Gedanken darüber gemacht, wie man den Werksverkehr, dem die Zufahrt in der ersten Woche aus Richtung Dornap und diese Woche aus der Gegenrichtung erlaubt war, durch die Engstelle lotsen kann. Dafür habe man zwei Mitarbeiter dorthin gestellt, die jedoch ziemlich bald nur noch damit beschäftigt gewesen seien, verirrten Verkehrsteilnehmern den Weg zu weisen. Im Sekundentakt rollen Pkw und Laster dort an und hängen an den Sperrbaken vor der Baustelle fest. Vor allem für letztere ist das ein Riesenproblem, weil sie aus Richtung Wuppertal kommend jetzt quasi in einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit festhängen.

Die "Metzgerei" von Branko Tesic liegt direkt an der Baustelle. Bis Mittag ist dort geöffnet.

Foto: Sabine Maguire

SUV-Fahrer trat aufs Gaspedal und raste durch die Baustelle

Einer der beiden Einweiser ist Björn Hundsdörfer, der zur Situation an der Straße sagt: „Man muss aufpassen, dass man nicht platt gefahren wird.“ Immer wieder gebe es gefährliche Momente, so wie den vor ein paar Tagen. Da habe er gerade noch wegspringen können, als ein SUV-Fahrer aufs Gaspedal trat und einfach durch die Baustelle raste. Die Nerven liegen offenbar auf allen Seiten blank. Er sei den ganzen Tag damit beschäftigt, Umleitungen zu erklären und die aufgebrachten Autofahrer zu beruhigen. In der vergangenen Woche soll sogar die Polizei gerufen worden sein, weil Autofahrer – die Baustelle ignorierend – halb auf dem Fußweg durch den Tunnel gefahren sind. An der Ampelkreuzung in Richtung Schöller wurden am Wochenende Sperrbaken beiseite geschoben. Und an der Kreuzung in Dornap, über die eine der Umleitungsstrecken in Richtung Düssel führt? Wegen Bauarbeiten an der künftigen Regiobahnhaltestelle geht’s dort schon seit Wochen mit Baustellenampel nur einspurig voran. Lange Staus in beide Richtungen, vor allem im Berufsverkehr. Am Wochenende dann die Ampel auf „Dauerrot“ – sie wurde allseits ignoriert.

Vom Verkehrschaos in Hahnenfurth kann auch Branko Tesic ein Lied singen. Seine Metzgerei liegt direkt an der Baustelle, er beklagt seither 50 Prozent Umsatzrückgang durch die fehlende Stammkundschaft. Wenn er morgens um 5 Uhr seinen Laden öffnet, sind die Einweiser noch nicht im Dienst. Dann kommen die an der Baustelle „Gestrandeten“ zu ihm, um nach dem Weg zu fragen. Sein Geschäft hält er auch deshalb bis mittags geöffnet, weil viele ältere Anwohner aus Hahnenfurth und Schöller auf ihn angewiesen sind.

Insgesamt drei Wochen ist das Dorf vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten, die nächste Haltestelle liegt kilometerweit entfernt. Manche Senioren fahren mit dem Taxi zum Einkaufen nach Mettmann und zahlen dafür jedes Mal 30 Euro. Andere haben sich schon vorher mit Dosen eingedeckt. Und was noch fehlt, liefert Branko Tesic auch schon mal frei Haus.