Wülfrath Hebamme ist Beruf und Berufung zugleich

Wülfrath. · Die Wülfratherin Katrin Ternes bricht eine Lanze für ihren Berufsstand und verrät: „Viele Hebammen meckern auf hohem Niveau!“ Sie wirbt dabei für den Beruf in Selbstständigkeit.

Die Wülfratherin Katrin Ternes hat sich an der Wilhelmstraße mit einer Hebammenpraxis selbstständig gemacht.

Foto: Tanja Bamme

Seit wenigen Tagen ist Wülfrath um eine Institution reicher. Die Wülfratherin Katrin Ternes hat sich an der Wilhelmstraße mit einer Hebammenpraxis selbstständig gemacht. Ein Wagnis? Die Unternehmerin sagt ganz klar „Nein“ und bricht eine Lanze für ihren Berufsstand. So stehen die Bedingungen, sich als Hebamme selbstständig zu machen, trotz aller negativen Berichterstattungen gut. „Wir sind in ganz Deutschland nur knapp 25 000 Hebammen. Ein Fünftel etwa bietet die Geburtsbegleitung an. Geburten steigen tendenziell“, so die Fachfrau, die in ihrem Beruf durchaus auch Berufung sieht.

Katrin Ternes möchte ein ganzheitliches Angebot schaffen

Mit den neuen Praxisräumen entfernt sich Katrin Ternes von dem mobilen Dienst und möchte vielmehr ein ganzheitliches Angebot mit individuellen Beratungs- sowie Vor- und Nachsorgeangeboten schaffen. Auch Kurse sind in der Hebammenpraxis „Erdenlicht“, wie sie die Räume an zentral gelegener Stelle genannt hat, möglich. Doch warum ist der Berufsstand in der Gesellschaft mit miserabler Vergütung und horrenden Arbeitszeiten verpönt?

Im Jahr 2015 wurde die Diskussion um exorbitante Versicherungsbeiträge laut. „Und in der Tat, wenn man Geburtshilfe anbietet, kostet die passende Versicherung 9000 Euro. Geld, welches man in Vorleistung zahlen muss und erst über einen Sicherstellungszuschlag und einige bürokratische Hürden von Land und Bund zurückbekommt“, erklärt Katrin Ternes. Anders ist es in der reinen Vor- und Nachsorge von Schwangeren. „Hier kostet die Versicherung lediglich 500 Euro im Jahr. Das ist wesentlich überschaubarer.“ Waren die Versicherungskosten der Grund für die Praxisgründung? „Eigentlich nicht“, erläutert die Fachfrau, die selbst Mutter von vier Kindern ist. „Ich möchte die Geburtshilfe auch in Zukunft anbieten. Jetzt konzentriere ich mich aber zunächst auf den Ausbau meines Praxisangebots.“ Einen ganz anderen Stellenwert nehmen Hebammen im Klinikalltag ein.

Ein Zehnstundentag war
in der Ausbildung normal

Dass es als angestellte Hebamme in Kliniken vermehrt zu Überarbeitungen kommt, weiß die Wülfratherin aus eigener Erfahrung. „Auch in meiner Ausbildung war ein Zehnstundentag normal. Man übernimmt mitunter die Verantwortung für mehrere Geburten und kommt wesentlich schneller an seine persönlichen Grenzen“, erinnert sich Katrin Ternes, die „ihre“ Frauen vor solchen Erfahrungen schützen möchte. Eine selbstbestimmte Geburt muss schließlich nicht unweigerlich in einer Klinik stattfinden. Als Alternative gibt es Geburtshäuser, aber auch Hausgeburten. „Diese Möglichkeiten werden von rund zwei Prozent der Frauen wahrgenommen. Tendenz steigend.“

Ebenso neu dürfte für manche Frauen die Information sein, dass auch ein Frauenarzt in der Schwangerschaft nicht zwingend von Nöten ist. „Ich kann auch ohne Ultraschall feststellen, ob eine Schwangerschaft reibungslos verläuft und sich das Kind richtig entwickelt“, versichert Katrin Ternes. „In den 80er Jahren wurde der Wunsch nach sichtbarer Sicherheit durch Technik immer deutlicher. Dabei bedarf es keiner modernen Technik.“

Die neue Praxis soll auch eine Plattform für weitere Angebote darstellen. So könnte sich Katrin Ternes vorstellen, ihren hellen und freundlichen Kursraum auch anderen Kursleitern anzubieten, um somit auch das eigene Netzwerk weiter auszubauen.