Wülfrath: Keine Angst vor großen Tieren
Die Scheibenwischer drehen in ihrem neuen Programm Deutschland, die Welt und Wülfrath auf links – gewandt, pointiert und urkomisch.
Wülfrath. Kindern trichtert man ein, sich vor dem Essen die Hände zu waschen, Politiker waschen ihre Hände in Unschuld und angesichts der grassierenden Schweinegrippe sollte man sich sowieso häufig die Hände waschen. Dieser alltäglichen Tätigkeit, die momentan wieder in aller Munde ist, widmet die Kabarettgruppe "Die Scheibenwischer" der evangelisch-reformierten Gemeinde Wülfrath ihr diesjähriges Programm.
"Aktuelle Ereignisse aus aller Welt sollen in unserem Repertoire genauso aufgegriffen werden, wie gesellschaftliche und lokale Themen", sagt Thomas Ackermann von den Scheibenwischern. Und das Interesse an der humoresken Rückschau der neun Hobby-Kabarettisten auf das Jahr 2009 war wieder einmal groß. Rund 120 Besucher strömten am Freitagabend zum Gemeindezentrum Am Pütt, sodass zwischenzeitlich sogar die Sitzplätze knapp wurden. In zweieinhalb Stunden warteten die Scheibenwischer mit 25 selbstgeschriebenen Szenen auf. Ihr satirischer Jahresrückblick umfasste dabei Ereignisse aus dem Weltgeschehen, aus dem Fernsehen und vor allem der Lokalpolitik in Wülfrath.
Da dürfen Michael Jackson, der sich im Sketch so viele Pillen verschreiben lässt, bis er tot umfällt, und auch die viel beredete Wirtschaftskrise natürlich nicht fehlen. Deutschlandweit bekommen die besonders bei jungen Leuten beliebten Casting-Shows ihr Fett weg. Neben Parodien auf Abwrackprämie und Gammelfleisch-Skandalen, sorgte vor allem die Satire des Schuldenberaters Peter Zwegat, der die Arcandor-Aktionärin Madeleine Schickedanz im Sketch berät, für ausreichend Szenenapplaus.
Das kabarettistisch erfahrene und auftritterprobte Ensemble wusste dabei jederzeit souverän und ausdrucksstark zu überzeugen. Und auch gesanglich haben die Scheibenwischer etwas zu bieten. Mit ihrem selbst geschriebenen Lied "Görtzi" legten die Laienspieler eine echte Punktlandung beim Publikum hin. "Du kannst alles vergessen, worauf du warst versessen", sang Lothar Müller inbrünstig vor, und das Publikum stimmt in den Refrain ein: "Oh, Görtzi".
Aber auch der Machtwechsel im Rathaus ist ein Thema für die Scheibenwischer. In der Szene "Das Phantom" versucht Wolfgang Peetz mit geheimen Strategien und ominösen Briefen an die Verwaltungsmitarbeiter wieder zurück ins Rathaus zu kommen. Als seine Putschversuche misslingen, sieht er seine letzte Chance in der strebsamen Claudia Panke. Er schafft es, sie zu bezirzen und sie von "seinem" Weg zu überzeugen. Und während noch nicht alle Ratten das sinkende Schiff verlassen haben, kommen längst totgeglaubte Ratten wieder ans Tageslicht, heißt es im Sketch.
Am Ende musste Alt-Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff noch symbolisch ihre Krone ablegen und sang eine ergreifende Dankeshymne an ihre treuen Bürgerinnen und Bürger.
Anlass genug, um im Februar 2010 eine gemeinsame Reise nach Venedig zu unternehmen. Vorher gastieren die Scheibenwischer allerdings mit "Hände waschen" im Kommunikationszentrum Schlupkothen. In aktualisierter Form führen die Scheibenwischer ihr Programm am 7. Februar ab 17 Uhr noch einmal auf.