Wülfrath Wahlkampfstart in Düsseldorf
Wülfrath · . Die digitale Wahlarena der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf dürfte am Montagabend den Auftakt für den Kommunalwahlkampf gesetzt haben. Die vier Bürgermeisterkandidaten der Wahl am 13. September durften sich in einem Livestream den Fragen der Radio-Journalistin Stephanie Kowalewski stellen.
Live dabei waren zudem die Zuschauer vor den heimischen Endgeräten, die wiederum Fragen an die Redner stellen konnten – eine virtuelle Podiumsdiskussion, die aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie ihre Premiere feierte.
Bevor Stefan Mrstik (Grüne), Andreas Seidler (CDU) sowie Rainer Ritsche und Benjamin Hann (beide politisch unabhängig) ihre Plätze an den Rednertischen einnahmen, wies Gregor Berghausen auf den hohen Stellenwert der Wirtschaft in Bezug auf die bevorstehende Wahl hin. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf zeigte sich überzeugt, dass die Corona-Pandemie die größte Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit darstelle. „Wenn es der Wirtschaft nicht gut geht, dann geht es auch den Kommunen nicht gut“, mahnte Berghausen, der zuvor 22 500 Unternehmen aus der Region Düsseldorf und dem Kreis Mettmann zu kommunalen Themen befragte. Die Zusammenfassung dieser Fragestellungen ließ sich in vier Themenblöcken (Stadtentwicklung, Mobilität, Digitalisierung und Unterschiedliches) wiederfinden.
Erstes Thema war die Schließung des Unternehmens Knorr Bremse
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stieg Moderatorin Stephanie Kowalewski schonungslos in die Wülfrather Themen ein und begann sofort mit einem Bauchschmerzthema: der Schließung des Unternehmens Knorr Bremse. Andreas Seidler und Rainer Ritsche zeigten Einigkeit im Vorhaben, die Fläche städtisch zu erwerben. „Im Haushalt ist der Ansatz für Flächenkauf vorgesehen“, sagte Ritsche. Stefan Mrstik plädierte hingegen auf Flächenschonung, wies auf die endliche Ressource „Boden“ hin, und auch Benjamin Hann verfolgt in seinem Wahlprogramm den gleichen Ansatz. „Zudem könnte man Qualitätskriterien entwickeln, die eine Flächenvergabe an Unternehmen regelt“, stellte Hann fest, der damit beispielsweise auf eine Mindestanzahl an Betriebsmitarbeitern abzielte.
Dass eine baldige Reaktivierung des Knorr-Bremse-Standortes mit neuem Gewerbe zwingend notwendig ist, dessen waren sich die Kandidaten allesamt einig. „Wir dürfen keine passiven Zuschauer sein“, stieg Stefan Mrstik in seine Redezeit ein und forderte zugleich eine starke Wirtschaftsförderung. Rainer Ritsche möchte künftig die Abhängigkeit von produzierendem Gewerbe minimieren und dröselte das Gelände in zwei Kategorien (Industriehalle und Produktionsstätte) auf, die künftig getrennt voneinander genutzt werden sollen. Konkrete Ideen konnte Benjamin Hann diesbezüglich keine einbringen. Andreas Seidler hingegen zeigte sich zuversichtlich, dass nicht erst der künftige Bürgermeister mit der Problematik betraut wird. „Die Wirtschaftsförderung muss sich schon jetzt mit dem Thema beschäftigen, alles andere wäre ein fataler Fehler.“
Moderatorin Stephanie Kowalewski glänzte mit kommunalem Fachwissen und stieß die Herren unverblümt auf das nächste Wülfrath-Problem: Die mögliche Verlegung der Verbindungsstrecke zwischen Rohdenhaus und dem Stadtzentrum. Aufgrund von weiterem Kalkabbau könnte diese Umstrukturierung bald Realität werden. Dass ein Bürgerdialog notwendig sei, um den Bürgern die Angst vor diesem Thema zu nehmen, gab Andreas Seidler an. „Es geht allerdings nicht nur um die Verlegung der Straße, sondern auch der Bahntrasse und des Angerbachs“, ergänzte Ritsche, der als aktueller Stadtkämmerer die Kosten im Blick hat. „Günstig wird das nicht. Außerdem liegt die Entscheidung nicht bei der Stadt, sondern bei der Bezirksregierung“, so Ritsche.
Strukturwandel für die Zeit nach dem Kalkabbau finden
„Ob eine solche Initiierung notwendig ist, um für einen „überschaubaren“ Zeitraum von 20 bis 30 Jahren Kalk abzubauen?“ Diese Frage ließ Stefan Mrstik gedankenschwer im Raum stehen. „Wir müssen einen Strukturwandel, auch nach dem Kalkabbau, finden“, so der Grünen-Politiker. Benjamin Hann setzt hierbei auf Kommunikation und Transparenz.
Mit Meinungen rund um den Regionalplan und die Ansiedlung von neuen Einzelhandelsbetrieben und notwendiger Wohnbebauung schloss sich der erste Themenblock. Weiter ging es mit dem Thema Mobilität, das sich thematisch auf zwei Säulen stützte: den Radverkehr sowie den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs. Einstimmig sprachen sich die vier Kandidaten für eine Besserung beider Bereiche aus. Und auch der Themenschwerpunkt „Digitalisierung“ rief größtenteils Einigkeit hervor. Während Rainer Ritsche künftig den Bürgerservice weiter digital ausbauen möchte und die „Entbürokratisierung“ von Digitalpaktmitteln fordert, fasste Stefan Mrstik nochmal die Initiative der Grünen auf, interkommunale Zusammenarbeit zu fördern. Und auch bei der CDU hat die Digitalisierung seit Ausbruch der Pandemie eine höhere Priorisierung eingenommen, wie Andreas Seidler zugab. Mit einer Mischung verschiedener Bürgerfragen, die beispielsweise auf die Dienstleistungsqualitäten der Verwaltung, aber auch auf den Ausbau von Freizeitangeboten abzielten, schloss sich die Wahlarena der IHK.