Auch zuletzt sah der imposante Baum für den Laien immer noch gesund aus. Zahlreiche Wülfrather beobachteten am Dienstagvormittag, wie der Stamm Scheibe für Scheibe abgetragen wurde. Und die dabei zu Boden krachenden Baumscheiben erschienen vielen völlig in Ordnung.

"Doch dann, auf den letzten drei Metern, wurde der Grund des Abrisses immer deutlicher: Im unteren Bereich war der Baum mindestens auf Zweidritteln der Fläche krank, von Pilz befallen", berichtete Klaus H. Jann, der seit mehr als 25 Jahren als "Baumpate" über die Kastanie wacht und für den Erhalt gekämpft hatte.

Seit 2004 steht fest, dass Pilz die Wurzeln zerfrisst. Hinweise auf den Fortschritt der Erkrankung waren für die Experten an der kahler werdenden Krone abzulesen. Seit sechs Jahren wurde die Kastanie regelmäßig von Baumsachverständigen wie Hermann Reinartz untersucht.

Aufwändige Zugtests sollten Aufschluss über die Standfestigkeitgeben. Seit Dezember vergangenen Jahres setzte sich die Gewissheit durch, dass der Baum nicht mehr überlebensfähig sei. Im Fachausschuss, als die Verwaltung die Politik informierte, gab es keinen Widerspruch mehr gegen die Fällung.

Klar ist, dass an gleicher Stelle auf jeden Fall ein neuer, nicht zu kleiner Baum gepflanzt werden soll. Nachbarn wie Peter Jordan und Pate Klaus H. Jann haben bereits für einen Nachfolgebaum gespendet. Die Stadt hätte dafür kein Geld. Was wird nun neu gepflanzt?

Eine Information war dazu am Dienstag im Rathaus nicht erhältlich. Nur so viel: Bei der Auswahl sollen Nachbarn und Spender eingebunden werden. "Eine Kastanie wird es eher nicht werden", sagte eine Sprecherin der Verwaltung. Dafür, so Jann, gebe es aber eine Zusage von Tiefbauamtsleiter Peter Pfeiffer.

Die Kosten für das Fällen beziffert die Stadt auf rund 1.000 Euro. Die Maßnahme habe jetzt umgesetzt werden müssen, bevor der Blatttrieb einsetzt.