Wülfrath Wülfraths Kalkwerk als Labor für die Energiewende?

Düsseldorf/Wülfrath. · Ist CO2 nur Fluch oder auch Segen? Die Landtagsabgeordneten Sträßer und Untrieser wollten es wissen.

Im Gespräch über das Thema CO2: Bernd-Josef Schlothmann (Mittelstandsvereinigung der CDU), Thomas Perterer (Werksleiter von Lhoist/Rheinkalk Wülfrath) und die örtlichen Landtagsabgeordneten Martin Sträßer und Christian Untrieser (v.l.).

Foto: Martin Sträßer MdL/Büro Martin Sträßer

Für erstaunte Minen hatte im Juni vergangenen Jahres Bernd-Josef Schlothmann, der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung für Wülfrath, Mettmann und Heiligenhaus mit seinen Ausführungen bei der Senioren-Union in der Kalkstadt gesorgt. Wie die WZ berichtete erklärte der promovierte Chemiker seine These, dass das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, ein wertvoller Rohstoff sei und keine Belastung. Als Beispiel führte Schlothmann synthetische Kraftstoffe an, die unter Hinzunahme von CO2 zu produzieren seien. Für dessen Nutzung könnte die Formel 1 Vorreiter sein, allein Teile der Industrie verfolgten noch andere Pläne. Langfristig könne aber auch Wülfrath von der neuen Technologie profitieren.

„Klimaschutz vor Ort: Ist CO2 nur Fluch oder auch Segen?“ Über diese Fragestellung diskutierten jetzt auch die beiden CDU-Landtagsabgeordneten Martin Sträßer und Christian Untrieser mit Bernd-Josef-Schlothmann sowie Thomas Perterer, Wülfrather Werksleiter von Lhoist/Rheinkalk, in Düsseldorf. Nicht alles CO2 sei vermeidbar – so etwa in der örtlichen Kalkindustrie. Wenn aber aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen die Unternehmen vor Ort erhalten werden sollen, stelle sich die Frage, ob es vielleicht auch Chancen in der Nutzung von CO2 gibt?

In der Kalkindustrie und vielen anderen energieintensiven Industrien fällt, oft prozessbedingt und daher unvermeidbar, viel CO2 an. Das gilt auch für den europaweit größten Kalkabbaustandort in Wülfrath. Lhoist nutzt deshalb schon heute vielfältige Möglichkeiten zur Reduzierung von CO2. Trotzdem entstehen dem Unternehmen hohe Kosten im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems.

Lhoist sei immer an innovativen Techniken interessiert

Seit mehr als zehn Jahren befassen Schlothmann und die CDU-Mittelstandsvereinigung sich deshalb mit dem Thema, wie Kohlendioxid stofflich verwertet werden kann. Die technischen Lösungen für die Herstellung synthetischen Kraftstoffs gebe es schon länger, aber Versuchsanlagen im großindustriellen Maßstab fehlen noch. Das Kalkwerk könnte dafür ein geeigneter Standort sein. Thomas Perterer verwies darauf, dass Lhoist an innovativen Techniken immer interessiert sei. So arbeite man beispielsweise in der nordrhein-westfälischen Initiative „In4Climate“ mit, bei der Industrie, Wissenschaft und Politik Strategien für eine klimaneutrale Industrie entwickeln. Die Abscheidung und Weiterverwendung von CO2 verursache derzeit aber noch unwirtschaftlich hohe Kosten und sei – wegen des Versuchsstadiums – zusätzlich mit hohen technischen Risiken verbunden. So etwas könne Lhoist nicht alleine stemmen.

„Wir müssen darauf achten, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit miteinander zu vereinen. Wenn die klimafreundliche Produktion synthetischer Treibstoffe zurzeit noch extrem aufwändig und kostspielig ist, müssen Unternehmen, die sich diesem Risiko stellen, Unterstützung bekommen. Innovative Techniken dürfen im Versuchsstadium nicht am Geld scheitern. Die öffentliche Hand muss dann bis zur Marktreife helfen, wie das schon bei der Photovoltaik und der Windenergie geschehen ist“, so die Position von Martin Sträßer und Christian Untrieser

Die Abgeordneten verwiesen dazu auch auf einen Antrag der schwarz-gelben Koalition im Landtag, dem Wasserstoff als Energieträger der Zukunft stärkere Beachtung zu schenken: „Damit die Umstellung flächendeckend gelingen kann, brauchen wir passende Rahmenbedingungen. Wenn Lhoist für den Standort Wülfrath grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, würden wir prüfen lassen, welche staatliche Unterstützung möglich wäre. Für den Industriestandort Wülfrath im Kreis Mettmann und den Klimaschutz könnte das dann ein Leuchtturmprojekt werden.“