Zehn Jahre Halt für junge Kriminelle

Der Verein Neue Wege wurde 2007 gegründet. Brutale Jugendbanden waren der Auslöser. Heute stehen auch Opfer und Prävention im Fokus der Helfer.

Foto: Janicki

Wülfrath/Mettmann. Körperverletzung, Drogenmissbrauch, Diebstahl, Sachbeschädigung, Schwarzfahren oder Beleidigung — die Klientel des Vereins Neue Wege sind vor allem Jugendliche, die in die Kriminalität abzurutschen drohen. Gegründet wurde der Verein am 11. November 2007. Brutale Jugendbanden waren der Auslöser. „Wir hatten damals nicht die personelle Ausstattung, um des Problems Herr zu werden“, erinnert sich Dirk Wermelskirchen, zweiter Vorsitzender von Neue Wege und vor zehn Jahren Jugendgerichtshelfer der Stadt Mettmann. Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählte auch Michaele Berster, damals Wülfrather Jugendamtsleiterin. Mittlerweile umfasst die kommunale Zusammenarbeit die Städte Wülfrath, Mettmann, Heiligenhaus und Haan. Der Verein hat aktuell 52 Mitglieder. Am 11. November ist eine Festveranstaltung in Mettmann geplant (siehe Kasten).

„Wir sind stolz, dass wir bald zehn Jahre geschafft haben, mit immer neuen Ideen und Projekten“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Silvia Böhm. Ihr Steckenpferd sind die Graffiti-Aktionen, die zum Beispiel an der Wülfrather Wasserwelt, bei der WüRG oder am Flughafen Meiersberg ein Blickfang sind. „Das ist nachhaltig für die Städte, die schöner werden, und sinnvoll für die Jugendlichen, die sich mit ihrer Tat auseinandersetzen müssen“, ist sich Silvia Böhm, auch Amtsvormund der Stadt Wülfrath, sicher.

Die Anforderungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert, wie Dirk Wermelskirchen berichtet: „Heute ist Drogenkonsum das größte Problem, die Gewalttaten haben im Vergleich zur Vergangenheit abgenommen.“ Gleich geblieben ist das Bemühen, möglichst früh gegenzusteuern. „Ein Ladendieb, der zum ersten Mal etwas gestohlen hat, ist nicht sofort ein Krimineller“, sagt Wermelskirchen. Wichtig sei, weitere Taten zu verhindern. An diesem Punkt sollen die Präventionsbemühungen von Neue Wege fruchten. „Es gibt keine belastbaren Zahlen, aber ich schätze, dass es bei Jugendlichen, die das erste Delikt begangen haben, in 70 bis 80 Prozent der Fälle keine weiteren Taten gibt“ sagt Wermelskirchen.

Natürlich betreut der Verein auch Jugendliche, die „wiederkommen“, wie es Silvia Böhm ausdrückt. Unter denen sind in allen vier Städten auch Intensivtäter, die mit Einzeltrainings auf die richtige Spur gebracht werden sollen. „Ihre Zahl ist aber nicht mehr so groß wie zu Zeiten der Gründung unseres Vereins“, versichert Dirk Wermelskirchen.

Neue Wege kümmert sich inzwischen in Zusammenarbeit mit Polizei und Weißem Ring auch um die Opfer und hat einen Fonds für Geschädigte eingerichtet. „Wir zahlen bis zu 800 Euro für Sachschäden“, sagte der zweite Vorsitzende. Damit seien in der Regel kaputte Handys oder andere Verluste abgedeckt. Die Zuweisung geht an Personen jeden Alters, nachdem ein Gericht die Zustimmung gegeben hat. Die jugendlichen Straftäter wiederum müssen das Geld abstottern. Suchthilfe-Kurse und Anti-Gewalt-Trainings gehören zu den kostenintensiven Angeboten des Vereins. Letzteres wird maximal zweimal pro Jahr angeboten. „Insgesamt haben wir den Kommunen mit unseren Angeboten viel Geld gespart“, so Wermelskirchen.