Ärztepfusch nimmt weiter zu
Die AOK zählte in Gladbach und im Kreis Viersen im vergangenen Jahr 136 Fälle. 2011 waren es „nur“ 118.
Niederrhein. Ein Patient fällt vom OP-Tisch, ein Medikament wird vor dem chirurgischen Eingriff nicht, wie erforderlich, abgesetzt, die OP-Klemme wird im Bauchraum vergessen — die Fälle sind sehr unterschiedlich, haben aber eins gemeinsam: Ärzte haben Fehler gemacht. 2012 zählte die AOK in der Region Mönchengladbach und Kreis Viersen 136 Fälle, in denen etwas schief gegangen ist. Im Jahr zuvor waren es 118.
Der Grund für den Anstieg: Die höhere Medienpräsenz des Themas führe zu mehr Meldungen der Patienten und damit auch zu mehr Nachprüfungen, sagt Nicole Brock, AOK-Teamleiterin.
„Unsere Fallzahlen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. In Mönchengladbach und dem Kreis Viersen zusammen sind sie im Vergleich zu anderen Städten überdurchschnittlich hoch“, sagt Brock. Dabei gebe es keine Häufungen in bestimmten Krankenhäusern oder bei immer den selben Ärzten. Auffällig sei aber, dass mittlerweile mehr Behandlungsfehler im stationären als im ambulanten Bereich gemeldet würden.
Seit 2013 verpflichtet das Patientenrechtegesetz alle Krankenkassen, ihre Kunden bei Verdacht auf einen ärztlichen Behandlungsfehler zu unterstützen. Die AOK bietet diesen Service, in Form von Beratung und Begleitung, freiwillig bereits seit 1997 an.
Jeder der Hilfe suche, werde unterstützt, sagt Brock. „Es reicht das Gefühl, dass etwas bei einer Behandlung nicht richtig gelaufen ist.“ Vom Zuhören und Beraten bis zum Vermitteln eines Gutachtens und im Schadensfall eines Anwalts reicht die Unterstützung. Zum Team gehören Juristen, Sozialarbeiter und Ärzten. „Wir begleiten, bis das Verfahren für unsere Versicherten abgeschlossen ist“, erklärt die Teamleiterin.
In einem Drittel der Fälle sei die Befürchtung eines Patienten berechtigt und ein Behandlungsfehler passiert. Die meisten folgenschweren Pannen gebe es in der Chirurgie. Darauf folgten Orthopädie und Geburtshilfe.
Auch die Zahnmedizin hole in den vergangenen Jahren stark auf. Dies gelte ebenso für Beschwerden über medizinische Produkte, wie Brustimplantate oder Hüftprothesen. Häufig werde auch die Diagnostik als unzureichend gemeldet.