Synchronschwimmen: Mit Gänsehaut zur Masters-WM
Für Birte Hohlstein-Janssen und ihre Schwester Silke steht 2014 ein Jubiläum an, das nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig ist.
Willich. Wenn Birte Hohlstein-Janssen und Silke Hohlstein-Terwesten an das nächste Jahr denken und damit an die Masters-WM in Kanada, haben beide Tränen in die Augen.
„Was die WM im Olympiazentrum Montreal für uns bedeutet, kann keiner ermessen, der die Vorgeschichte nicht kennt“, sagt Hohlstein-Janssen. Genau diese WM gab Hohlstein-Terwesten vor 22 Jahren wieder Lebenswillen und den Mut, für ihre Gesundheit zu kämpfen.
Birte Hohlstein-Janssen weiß es noch, als wäre es gestern geschehen. „Ich machte 1992 mein Anerkennungsjahr als Physiotherapeutin in St. Peter Ording, als mein Vater anrief und mir mitteilte, dass Silke einen schweren Autounfall gehabt hatte und im Koma lag“, erzählt die 44-jährige Willicherin.
Zu Hause erfuhr sie, dass ihre Schwester womöglich im Rollstuhl leben müsse und eine Unterschenkelamputation bevorstehe. Wochen zwischen Hoffen und Bangen begannen, in denen die Verunglückte, die zu dieser Zeit der Nationalmannschaft der Synchron-Schwimmerinnen angehörte, einen weiteren Schock verkraften musste.
„Der Fachwart im Synchronschwimmen des Deutschen Schwimmverbandes teilte mir mit, dass ich nicht mehr zur Mannschaft gehöre. Krüppel könne man dort nicht gebrauchen“, erinnert sich die 47-Jährige.
Zu diesem Zeitpunkt erfuhr ihre jüngere Schweter von der Masters-WM in Kanada, die 1994 stattfinden sollte. „Ich bin mit einem kanadischen Cent zu meiner Schwester gegangen und habe gesagt, dass wir dort teilnehmen. Der Cent sei die Anzahlung auf die Reise“, berichtet Hohlstein-Janssen. Diese Aktion holte ihre Schwester aus der Depression hinaus — und ließ die Ärzte staunen.
Es war ein langer Weg, aber Hohlstein-Terwesten schaffte den Weg aus dem Rollstuhl heraus — und das mit beiden Beinen, eine Amputation blieb ihr erspart. „Ich habe im Unfallkrankenhaus am Anfang mit den Rollstuhlfahrern trainiert und dann begonnen, mit den Krampen im Bein wieder zu schwimmen. Immer die WM vor Augen“, berichtet sie.
Sechs Monate nach dem Unfall gewann sie ihren ersten Wettkampf im Synchron-Schwimmen — und im Duett mit ihrer Schwester schlug sie bei den German Open in Bonn sogar die Nationalmannschaft. Highlight war dann 1994 die Masters-WM in Montreal. Dort holten beide Gold.
Im nächsten Jahr ist das 20 Jahre her und die Masters-WM findet erneut in Montreal statt. Dieses Jubiläum wollen sich die erfolgreichen Synchron-Schwimmerinnen wirklich nicht entgehen lassen.