CDU und Grüne wollen nachhaltigen Anbau
Bei der Rathaus-Erweiterung soll das „cradle to cradle“-Prinzip zum Tragen kommen.
Nettetal. Die Fraktionen der CDU und der Bündnisgrünen in Nettetal schlagen einen gemeinsamen politischen Weg ein: Guido Gahlings (Grüne) und Jürgen Boyxen (CDU) haben jetzt den Antrag gestellt, dass mit der Rathaus-Erweiterung ein Pilotprojekt nach dem „cradle to cradle“-Prinzip realisiert wird. „Wir würden uns freuen, wenn dem alle Ratsmitglieder folgen könnten“, sagt Jürgen Boyxen. Das Vorbild liegt nur wenige Kilometer von Nettetal entfernt: Es ist das Stadskantoor von Venlo.
Das Gebäude wurde 2012 derart errichtet, dass es Wertstoffkreisläufe berücksichtigt; Ressourcen sollen nicht verschwendet werden. Dazu gehört etwa, dass die Nordseite des Gebäudes begrünt ist und dass recycelte sowie wiederverwendbare Materialien verbaut worden.
Guido Gahlings hat sich schon länger mit dem Thema beschäftigt, mehrfach das Venloer Rathaus besucht und sich informiert, wie die Idee eines Wertstoffkreislaufes umgesetzt werden kann. „Die Kooperation mit der Stadt Venlo wollen wir besonders in den Blick nehmen, weil unsere Nachbarstadt schon seit dem Jahr 2008 in dieser Richtung unterwegs ist und bereits eine Menge Erfahrungen gesammelt hat, von denen wir in Nettetal sicherlich profitieren könnten“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende. Im Frühjahr gab es Gespräche mit der CDU — und deren Vertreter zeigten sich begeistert. „Eine super Idee“, sagt Jürgen Boyxen. Die Bezeichnung „cradle-to-cradle“ ist abgewandelt vom Motto „Von der Wiege bis zur Bahre“. Dahinter seht der Gedanke, dass Wertstoffe nicht verbraucht werden, sondern in einem Kreislauf integriert werden. Am Beispiel eines Bauvorhabens bedeutet das: Man macht sich Gedanken über die Herkunft der Materialien und überlegt, wie sie wiederverwendet werden.
In Nettetal hat der Hauptausschuss für eine Rathaus-Erweiterung mit rund 1000 Quadratmetern Größe votiert. Das Gebäude am Doerkesplatz in Lobberich ist zu klein geworden. Zusätzliche Räume in der früheren Sparkasse und in der Volksbank für 32 Angestellte wurden angemietet. Doch auch das genügt nicht. Langfristig fehlen Arbeitsplätze für 45 Menschen. Die Verwaltung hat in einer Kosten-Nutzen-Analyse unterschiedliche Varianten gegenüber gestellt: Neben der Anmietung des früheren Rathauses in Breyell wurde ein Anbau am Rathaus-Gebäude am Doerkesplatz geprüft. Favorisiert haben Verwaltung und Politik bisher einen Neubau an einem anderen Standort. Allerdings soll er nicht weit vom aktuellen Verwaltungssitz entfernt sein — nur so bleiben laut Bürgermeister Christian Wagner (CDU) die Arbeitsabläufe innerhalb der Verwaltung einfach. Die Bürger würden ebenfalls von der Zentralität profitieren.
Doch beide Fraktionen versprechen sich mehr von ihrer Idee: „Die Rathauserweiterung nach dem Modell cradle-to-cradle wäre ein Pilotprojekt für Nettetal“, sagt Guido Gahlings. Weitere Potenziale für die gesamte Stadt könnten geprüft werden. „Das könnte zu spannenden Entwicklungen und anderen Neubauprojekten führen“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen. Auf innovative Wirtschaftsunternehmen und junge, ambitionierte Arbeitskräfte könnte diese Idee eine große Strahlkraft ausüben — Strahlkraft, die die Stadt Nettetal laut Guido Gahlings auch brauche, etwa für das bisher kaum genutzte Industriegebiet Venete. Jürgen Boyxen geht noch weiter: „Wir könnten mit dieser innovativen Idee ein Vorbild für die gesamte Region werden.“
Boyxen sieht zudem Potenziale beim cradle-to-cradle-Ansatz für private Bauherren in Nettetal: „Der Rathaus-Anbau könnte auch für sie ein Anstoß sein, die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit bei ihrem eigenen Vorhaben umzusetzen.“