Willich Ein junges Königspaar bringt frischen Wind
Etwa 850 Schützen und 350 Musiker marschierten gestern durch Schiefbahn — und feierten danach in der Schießhalle.
Schiefbahn. Die Vorreiter Nils Balve und Thomas Hoster schwitzten in ihren jeweils zehn Kilogramm schweren Panzern und Helmen ganz schön, als sie die Kaltblüter „Lina“ und „Jan“ durch den Ort führten. Hinten im Pulk marschierten etwa 850 Schützen und 350 Musiker mit. Ein untrügliches Zeichen, dass das Schiefbahner Schützenfest begonnen hatte. „Die können die Socken ausziehen, aber eine Marscherleichterung wird es nicht geben“, sagte nach der gestrigen Morgenparade schmunzelnd Uli Heinen (53), der im zweiten Jahr der Platzmajor ist. Er wies aber auf die vielen Schänken hin, aus der sich die Schützen unterwegs bei den Umzügen erfrischen konnten.
Eine Tränke stand beim Platzkonzert am Hubertusstift. „Bist du denn schon 18 und darfst Bier trinken?“, fragte voller Ernst die Einrichtungsleiterin Patrick Wasser. Patrick machte den Spaß mit, zeigte ihr seinen Ausweis. Sein Geburtsdatum ist der 3. April 1987. Christoph Wasser ist kein Geringerer als Schiefbahns Schützenkönig. Ihm zur Seite stand als Königin seine Freundin Mary Scherer (27). Und mit den beiden Ministern (Christoph Wasser, Oliver Stocker) und den Frauen war es eines der jüngsten Königshäuser in der Geschichte der St.-Sebastianus-Bruderschaft in Schiefbahn. Und die jungen Leute brachten trotz der Schwüle draußen frischen Wind in die Festtage. Ihre Wachzüge „Lott jonn“ und „Äschte Vründe“ hatten im Festzelt den „Thron“ zu einer zweiten Tanzfläche gemacht, ließen es rocken oder ruderten auf dem Teppichboden sitzend zum „Aloha heja he“ (von Achim Reichel) um die Wette.
Auch bei den Empfängen und Zusammenkünften in der blau-gelb dekorierten Königsburg an der bruderschaftseigenen Schießhalle gab es von einigen DJs stimmungsvolle Musik für jedes Alter.
„Die Umzüge und Paraden finde ich cool, wahrscheinlich werde ich später auch mal Schützenkönig“, sagte beim gestrigen musikalischen Frühschoppen im Zelt der 14-jährige Nico Kirchkamp, der seit etwa vier Jahren bei den Tellschützen mitmacht. Die Kirchkamps sind in Schiefbahn sehr bekannt, Nicos Opa Peter Kirchkamp war vor 40 Jahren Schützenkönig, sein Vater Uwe im Jahr 2008.
„Es ist bisher super gelaufen, es gab keine besonderen Vorkommnisse“, dies sagten gestern sowohl Brudermeister Michael Klein als auch der Schiefbahner Bezirksbeamte der Polizei, Andreas Textores. Stark besucht waren bislang die Galabälle im großen Festzelt, zu denen an den ersten Tagen „Heavens Club“ aufspielte; heute und morgen ist „California Blue“ an der Reihe.
„Wasserdicht“ diese Parole hatte König Patrick Wasser ausgegeben. Und den 30-jährigen König freute bei den Umzügen, dass viele Händler — darunter Bäcker, Apotheker oder Textilwarenläden — ihre Schaufenster schützenmäßig geschmückt hatten. Erst morgen geht das Schiefbahner Schützenfest mit dem Königsvogelschießen, Abschlussparade und Krönungsball zu Ende. Es wurde gemunkelt, dass es zumindest einen ernsthaften Bewerber beim Vogelschuss gäbe. Heute ist der Haupttag, bei Umzug und Galaparade am Nachmittag sind unter anderem fünf Kutschen dabei.