Der Nettetaler Matthias Engelke fastet aus Protest gegen Atomwaffen

Der ehemalige Pfarrer macht öffentlich auf sein Anliegen aufmerksam.

Foto: Knappe

Breyell. Es begann vor acht Jahren: Damals beschloss Matthias Engelke, ehemaliger Pfarrer aus Lobberich, aus Protest gegen Atomwaffen öffentlich zu fasten. Das war am 5. August 2010, dem Vorabend des Hiroshima-Gedenktags. „Genau zum Zeitpunkt der Zündung der Atombomben dort“, sagt Engelke.

Der Anfangszeitpunkt seines Fastens hat sich jedoch verschoben: Für jedes Jahr, in dem weiterhin Atomwaffen in Deutschland lagern, fastet er einen Tag länger. Dieses Mal begann er bereits am 28. Juli, Start war in der ältesten Kirche in Estland, dem Mariendom in Tallinn. „Liebe und Wahrheit treiben mich an“, sagt Engelke.

Das öffentliche Fasten sei seine Art, an das Gewissen der Menschen zu appellieren. Gleichzeitig wolle er mit der Aktion die Ohnmacht der Menschen auf die Straße tragen und diese so auf die Spitze treiben. „Ich begegne so vielen Menschen, die mir sagen, man kann nichts machen“, sagt er.

Auch in diesem Jahr ist er mit seinem Zelt in Deutschland unterwegs, machte unter anderem Station vor dem Fliegerhorst in Büchel, dem letzten amerikanischen Atomwaffenlager in Deutschland. Seit Sonntag war der Theologe auf dem Lambertimarkt in Breyell. Täglich wurden dort Gedenkfeiern, Gesprächsfeiern und Andachten abgehalten. In diesem Jahr sei es „besonders krass“ gewesen, die Menschen seien resigniert. „Das in einem demokratischen Land, das geht mir einfach nicht in den Kopf“, sagt Engelke: „Jeder hat hier die Möglichkeit, nein zu sagen.“

Warum werden die Menschen nicht aktiv? „Ich denke, es liegt eventuell an der Vereinzelung“, sagt Engelke. Es gebe wenig Gemeinschaftliches, immer mehr Menschen würden in politischen Zügen denken.

Sebastian Westerdick (29) hat wenig Verständnis: „Man kann nur nichts machen, wenn man nichts macht.“ Er sei aus Wesel gekommen, um ein Zeichen zu setzen. „Natürlich kann man alleine nicht die ganze Welt verändern, aber man kann vor der eigenen Haustür anfangen.“

Am Mittwoch zieht Engelke weiter nach Büchel, wo er am Donnerstag um 11.02 Uhr sein Fasten beendet. Auch dieser Tag hat eine Bedeutung: Der 9. August 1945 ist der Tag des Atomwaffenabwurfs über Nagasaki. Beim Fasten vermisse er nichts, verspüre keinen Hunger. „Das ist eine wunderbare Erfahrung“, sagt Engelke. Falls es notwendig sei, könne er bis zu 40 Tage fasten.

Zum Fastenbrechen wird er als erstes ein kleines Stück Apfel essen: „Das hat sich bewährt, und der Geschmack ist einfach genial.“