Dritte Stufe fürs Outlet-Center

Kritische Stimmen warnen vor Ausverkauf der Innenstädte.

Niederrhein. Heute wird die dritte Bauphase abgeschlossen sein. Damit vergrößert sich die Verkaufsfläche im Designer Outlet Center Roermond um 7200 auf insgesamt 35 200 Quadratmeter. 35 neue Shops öffnen ihre Türen. Außerdem gibt es zwei neue Restaurants. „Das Designer Outlet Roermond ist in den vergangenen zehn Jahren zum größten Outlet in Deutschland, Belgien und den Niederlanden avanciert. Nun wächst es immer weiter, um zur Nummer eins in ganz Europa zu werden“, sagt General Manager Marc Bauwens vom Betreiber McArthur Glen.

Laut Betreiber besuchen jährlich über 3,5 Millionen Besucher das Roermonder Outlet, der Anteil der deutschen Kunden liegt bei 54 Prozent. Auf dem Parkplatz sieht man zahlreiche Autokennzeichen aus Mönchengladbach, Krefeld oder dem Kreis Viersen. „An deutschen Feiertagen und Wochenenden ist der Anteil noch höher“, sagt eine Sprecherin des Outlets. Kein Wunder, schließlich hat das Center außer am ersten Weihnachtsfeiertag und an Neujahr täglich geöffnet. Roermond hat den Status als touristische Gemeinde, und deshalb dürfen dort die Geschäfte jeden Sonntag öffnen. „Wir müssen hingegen um jeden verkaufsoffenen Sonntag kämpfen“, sagt Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen. Laut Ladenöffnungsgesetz dürfen Städte und Gemeinden in NRW vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr pro Stadtteil zulassen. Für Ottersbach ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Die Stadt Roermond hat durch das Outlet-Center gewonnen. Viele Kunden strömen in die Stadt, die City ist durch die direkte Anbindung an das Center gefragter geworden. Roermonds Innenstadt wurde im vergangenen Jahr zur attraktivsten der Niederlande gewählt.

„Roermond ist gut gemacht und wird gut gemanagt“, gesteht ein Krefelder Einzelhändler ein, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er warnt aber davor, solche Beispiele auf Deutschland übertragen zu wollen. Das Outlet-Center in Roermond sei ein Sonderfall; dort habe man von der unmittelbaren Nähe der früheren Kaserne an die City profitiert. Nichtsdestotrotz seien aber dort kleine, alteingesessene Geschäfte verschwunden. Immer mehr machten sich Filialisten breit und verdrängten alteingesessene Fachgeschäfte.

Diesen Trend gebe es in Deutschland schon seit längerem, und mit immer mehr Einzelhandelsflächen würden die Innenstädte weiter veröden; schon heute gebe es den Trend, dass Menschen in Fußgängerzonen nicht mehr leben wollten, weil dort nach Geschäftsschluss das Leben fehle. Würden weitere Outlet-Center in Deutschland genehmigt, veröde die City. Dies könne man am Beispiel Oberhausen sehen, wo das Centro auf der grünen Wiese die Kunden aus der Stadtmitte weggelockt habe. Die Folge sei ein Ladensterben in der City.

Der Krefelder Einzelhändler kritisiert auch, dass in Outlet-Centern Ware minderer Qualität verkauft werde. So werde zweite Wahl gezielt für den Fabrikverkauf produziert. Für ihn gilt es, Outlet-Center und die weitere Ausweisung von Einzelhandelsflächen zu verhindern; ansonsten, so seine Befürchtung, verliert die klassische Stadtmitte mit Kirche, Marktplatz, Gasthaus ihre Bedeutung.