Ein leerer Stuhl für Ai Weiwei

Die Künstlerin Barbara Schmitz-Becker startet eine Aktion für den chinesischen Kollegen.

Niederrhein. Nur ein Stuhl und eine Zahl — aber mit großer Wirkung: Viel Aufsehen erregt die originelle Solidaritäts-Aktion der Nettetaler Künstlerin Barbara Schmitz-Becker für den seit seiner Verhaftung verschwundenen chinesischen Künstler Ai Weiwei. Zustimmung kommt aus ganz Deutschland — und darüber hinaus: „Die erste Reaktion habe ich aus Japan bekommen“, freut sich Barbara Schmitz-Becker.

Die Aktion spricht viele an. Ein Bauer auf seinem Trecker hält, staunt, fragt nach und meint: „Gute Sache!“ Spaziergänger und Atelier-Besucher sind beeindruckt, machen der Künstlerin Mut: „Weiter so!“ Nur wenige sind irritiert: „Da staune ich, dass manche Leute nicht wissen, worum es geht, als ob sie nie Nachrichten sehen oder Zeitung lesen“, wundert sich die Initiatorin.

Und so sieht sie aus, die symbolische Aktion: Vor ihre Galerie im Nettetaler Stadtteil Leuth-Busch hat Barbara Schmitz-Becker einen roten Stuhl gestellt, dahinter und darauf der Schriftzug „Tausendund1 Stuhl für Ai Weiwei“. Sinn der Sache: „Ich habe Kollegen, Freunde und interessierte Bürger per E-Mail gebeten, auch einen für Ai Weiwei reservierten Stuhl vor die Tür zu stellen und mir ein Foto davon zu schicken“, erzählt die Künstlerin. Die Fotos sollen der Chinesischen Botschaft übergeben werden.

Was aber haben Menschenrechte, ein leerer Stuhl und ein chinesischer Künstler miteinander zu tun? Barbara Schmitz-Becker erinnert an die berühmte Aktion von Ai Weiwei 2007 bei der Documenta in Kassel, wo er 1001 chinesische Stühle aufstellte: „Sein riesiger Stuhl ist sein Markenzeichen geworden.“ Weshalb Künstler in aller Welt aus Protest Stühle vor die Chinesischen Botschaften stellten.

Daran lehnt sich der Protest in Nettetal an — in der Hoffnung, Ai Weiwei so helfen zu können. „Liebe Kollegin, tolle Idee“, mailten Künstler und schickten Schmitz-Becker Fotos von ihren Stühlen, darunter auch Setsuko Fukushima aus Kaarst; mit der japanischen Künstlerin arbeitet die Nettetalerin häufig zusammen. Lob gibt’s von der örtlichen Amnesty-Gruppe: „Das kann man nur unterstützen!“, meint Sprecher Hubert Lowis. Und so zeigen ein Stuhl und eine Zahl immer mehr Wirkung — hoffentlich auch in China.