Heftige Regenfälle bereiten dem Niersverband zunehmend Sorgen

Der Niersverband muss viele Millionen Euro zusätzlich in die Vorsorge investieren.

Das Bild zeigt ein starkes Hochwasser der Niers vor vier Jahren bei Süchteln. Archivfoto: Busch

Kreis Viersen. Der Niersverband redet längst nicht mehr über den Klimawandel. Er kämpft mit den immer drastischeren Folgen. So fällt immer häufiger und in immer größeren Mengen Regen. Die Rückhaltebecken zwischen Kuckum im Süden und Kessel bei Goch im Norden werden immer größer, komplexer — und teurer. Weil mit technischen Bauwerken allein die gigantischen Wassermengen nicht verarbeitet werden können, werden Überschwemmungsflächen ausgewiesen. Das führt zu immer heftiger ausgetragenen Konflikten mit der Bevölkerung.

Im kommenden Jahr werden ein gewaltiges Hochwasserrückhaltebecken in Mönchengladbach-Geneicken für 15 Millionen Euro und der Retentionsbodenfilter mit Rückhaltebecken in Dülken an der Nette für 12 Millionen Euro fertig. Prof. Dietmar Schitthelm, Vorstand des Niersverbandes, berichtete der Verbandsversammlung im Viersener Kreishaus-Forum, dass die Vorsorge gegen Hochwasser immer dringender wird.

Der Sommer war erneut ungewöhnlich warm — 14 der letzten 17 Jahre lagen ausnahmslos über dem Mittelwert — und bescherte mehrere heftige Unwetter mit riesigen Regengüssen. Am 8. Juli konnte der Nierssee noch die Wassermengen auffangen, am 9. Juli war selbst die abfließende Niers so gefüllt, dass das Wasser die Umgebung vollständig unter Wasser setzte. Im Sommer seien die Hochwasserspeicher nahezu alle zwei Wochen gefüllt.

Der Niersverband plant weitere „Maßnahmen zum Ausgleich der Wasserführung“, zu denen aber auch Überschwemmungsflächen am Fluss gehören. Schitthelm sicherte zu, dass der Verband sich noch mehr als bisher mit Bürgern darüber verständigen will. Ob die Hochwasserrisiken allerdings insgesamt entschärft werden können, bezweifelt Schitthelm angesichts der Klimaentwicklung.

In der Abwasserreinigung hat der Niersverband ein neues Kapitel aufgeschlagen. Zunehmend trennt sich der Verband von kleinen Kläranlagen gerade am unteren Niederrhein, ersetzt sie durch Pumpwerke und transportiert das Abwasser in Anlagen der Lineg (Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft), die damit eine Großanlage in Duisburg-Rheinhausen auslastet.

Hohe Belastungen erwartet der Niersverband künftig mit der Abwasserreinigung und der Einhaltung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Nitrat in den Grundwasserleitern wird für Jahrzehnte verhindern, dass die Kriterien eingehalten werden können. Es setzt auch noch Stoffe wie Nickel frei, das nur mit noch größerem Aufwand an den Kläranlagen aus dem Brauchwasser herausgeholt werden kann. Wirkungsvoll sind Bodenfilter wie an der Dülkener Nette. Allein die dort eingesetzten Sande und Schlacken verschlingen mehr als 1,2 Millionen Euro.

Selbst ein ökologischer Erfolg hat Schattenseiten: Die Zahl und Arten von Fischen in der Niers steigt. Das lockt auch Fische wie den Schwarzmundgrundel — ein Einwanderer aus anderen Breiten — an. Er frisst Laich und dezimiert Leitfische wie das Rotauge.