Alte Villa wird wachgeküsst

Wohnen: Ein prächtiges Haus im Schulzentrum erwacht aus dem Dornröschenschlaf.

Kempen. Eines der schönsten Häuser der Thomasstadt steht in der Nachbarschaft von Thomaeum und Martin-Schule, Am Gymnasium 30. Seit vergangenem Herbst machen sich viele Gedanken, was wohl aus dieser Villa wird. Seitdem wird dort nämlich fleißig renoviert. Der Kempener Hautarzt Klaus Gerecht hat das Anwesen gekauft, im Sommer will er einziehen.

Klaus Gerecht, Eigentümer

"Das Gebäude hat mich schon immer fasziniert", sagt Gerecht. Im Herbst hatte er dann die Chance, den Prachtbau mit 245 Quadratmetern Wohnfläche zu kaufen und packte sie beim Schopfe.

"Am Stil wird nichts verändert", sagt der Arzt, "die Renovierungen zielen vor allem auf die Isolierung ab." Nur der Öl-Keller sei verschwunden. "Den braucht man mit einer Wärmepumpe nicht mehr." Mit dieser Technik wird der CO2-Ausstoß auf Null reduziert.

Freunde und Experten rieten ihm nach dem Kauf, das Haus abzureißen, "weil alles feucht, dunkel und verschimmelt war". Für Gerecht kam dies aber nicht in Frage: "Ich wollte den Charme der Villa erhalten und habe mich deshalb für die Renovierung entschieden." In der Brüggener Baufirma Mandel habe er einen professionellen Partner gefunden. "Das sind Spezialisten fürs Austrocknen und eine innovative Isolierung von alten Gebäuden."

Die Villa wurde 1939 von der Kempener Familie Buckenhüskes gebaut. Sie betrieb ein Stoffgeschäft an der Ellenstraße. Anfang der 50er-Jahre kauften die Eheleute Karl und Sofie Horten das Anwesen. Die Hortens betrieben zu dieser Zeit die bekannte Kempener Metzgerei Horten an der Peterstraße. "Meine Eltern haben das Haus zunächst vermietet", schildert Horten-Tochter Erika Goldschmidt. In getrennten Geschossen lebten Dr. Lochner, Direktor der Elektrochemischen Werke, und Dr. Wollersheim vom Veterinärrat.

Anfang der 60er-Jahre bezog Metzger Horten mit seiner Familie das Haus. 1964 wurde die westliche Hälfte an Lochner verkauft, der darauf ein eigenes Haus errichtete.

"Nach dem Tod meines Vaters lebte meine Mutter bis zu ihrem Tod 2005 alleine in der Villa", sagt Erika Goldschmidt. Sofie Horten wurde 94 Jahre alt. "Ich habe das Haus schweren Herzens verkauft. Für meinen Mann und ich ist es zu groß", sagt die 70-Jährige, die heute an der Paul-Ehrlich-Straße im Hagelkreuz wohnt. Bei Dr. Gerecht wisse sie die Villa in guten Händen: "Ich bin begeistert davon, was er vor hat. Es wird bestimmt schön."