Ausstellung: Echte Weibsbilder sind eine Kunst

Die Kempener Künstlergruppe Formart 93 eröffnet am Sonntag ihre Schau im Franziskanerkloster.

Kempen. Für Voltaire stand fest: "Die Frau ist ein menschliches Wesen, das sich anzieht, schwatzt und sich auszieht." Also ehrlich. Ganz schön macho-mäßig, Herr Voltaire. Gut, der Satz ist rund 250 Jahre alt, könnten wir uns beruhigen. Doch im nächsten Moment sorgt sich ein Bischof aus Augsburg darum, dass sich Frauen in "Gebärmaschinen" verwandeln könnten, sobald es mehr Krippenplätze gäbe. Also ehrlich, Herr Bischof.

Jedenfalls haben wir gelernt, dass auch heute noch Frauenbilder durch vor allem männliche Köpfe schwirren, die selbst Herrn Voltaire nicht eingefallen wären.

Höchste Zeit für "Das Weib" - die Ausstellung der Kempener Künstlergruppe Formart 93, die vom 11. März bis 9. April im Kulturforum Franziskanerkloster läuft. "Als die Idee dazu entstanden ist, hätten wir natürlich nie gedacht, dass das Thema politisch so aktuell sein würde", sagt Christel Tarras, die Fotografien und Zeichnungen beigesteuert hat.

Nicht nur politisch, auch philosophisch oder spielerisch kreisen die Werke um ihren Gegenstand: Die Lyrikerin Ulrike Göttlich reflektiert das weibliche Ideal, dass heute vor allem medial definiert ist. "Ich bin perfekt dank Frauenbild. Da lern ich, wie ich sexy werd’." So steht es auf einer abgewickelten Haushaltsrolle.

Reinhold Heiks marmorne Madonna lässt das Phänomen gesellschaftlicher Prägekraft hinter sich. In ihrer reduzierten Form kommt vielmehr das weibliche Urprinzip zum Ausdruck. "Meine Madonna ist konfessionslos", sagt Heik. Mutter Erde ist eben jedermanns Geburtsort.

So weist jedes Werk einen neuen Weg zum Weib. Bei Christel Tarras ist der Mann durch sieben Entwicklungs-Stufen von ihm unterschieden. Fotoserien dokumentieren mit charmantem Witz die Maskerade einer Travestiegruppe.

Dass sich Frau auch in früherer Zeit männlicher Objektivierungslust ausgesetzt sah, zeigt Klaudia Hummen. Aus gegossenem Glas hat sie einen blauen Schiffsrumpf mit rötlicher Galionsfigur geschaffen und diesen auf ein Riff laufen lassen. "Auf’s Schiff durfte die Frau nicht, aber beschützen sollte sie es. . . Vielleicht hat sie sich ja gerecht", sagt sie mit einem Lächeln.

Das rätselhafteste Werk hat Gastkünstler Peter Busch geschaffen. Aus dem Nachlass einer gewissen Martha O. hat er einen Raum gestaltet. Da stapeln sich Marienfiguren, neben dem Schreibtisch steht eine in bunte Wolle gehäkelte Kalaschnikow. In der Ecke liegen Bücher wie "Der Baader Meinhof Komplex" An der Wand hängen gestickte, auf links gewendete Frauenportraits.

Konzert: Lydia Paggen (Stimme) und Wolfgang Mertens (Klavier) bringen am Sonntag, 18. März, 11.15 Uhr, Schlager und Chansons der 1920er und 30er Jahre zu Gehör. Eintritt fünf Euro.

Lesung: Lyrik von und mit Ulrike Göttlich sowie ihrem Ensemble steht am Sonntag, 25. März, 11.15 Uhr, auf dem Programm. Eintritt fünf Euro.