Porträt Die lächelnde Läuferin aus Grefrath

Grefrath · Angelika Kappenhagen nimmt als Läuferin erfolgreich an Wettbewerben teil. Von 27 Läufen im vergangenen Jahr hat die 61-Jährige 18 Mal in ihrer Altersklasse gewonnen. Die WZ hat sie besucht.

Die Grefratherin Angelika Kappenhagen hat schon eine Menge Urkunden, Pokale und andere Erinnerungen an ihre Läufe gesammelt.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

„Sie läuft wie ein Uhrwerk. Es gibt kein Laufbild von ihr, auf dem sie nicht lacht.“ Man merkt Manfred Kappenhagen an, dass er sehr stolz auf seine Frau Angelika ist, die als Seniorin läuft und läuft – trotz einer sensiblen Achillessehne. Und zwar Distanzen von 400 Metern bis zu den 21,1 Kilometern eines Halbmarathons. In früheren Jahren war  auch noch der Marathon dabei. Und sie startet bei Regional-, Nordrhein- und Deutschen Meisterschaften – egal ob in der Halle oder draußen, auf Straßen oder Wegen. Die WZ wollte wissen, warum die 61-Jährige läuft und das auch noch erfolgreich.

Über die Tochter kam sie zum Lauftraining beim TuS

„Ich war als Kind und Jugendliche unsportlich. Ich habe bei keiner der Bundesjugendspiele eine Urkunde bekommen“, sagt Angelika Kappenhagen. Das sollte sich ändern, als die Grefratherin 32 Jahre alt und Mutter war. Ihre ältere Tochter Maike war für das Lauftraining beim TuS Oedt angemeldet. „Hinbringen, zurück nach Hause und eine Stunde später wieder abholen, das war  irgendwie unbefriedigend.“ Also schloss sich die junge Mutter einer Erwachsenenlaufgruppe an, die zeitgleich zum Training der Tochter stattfand.

Und dann ging es los: „100 Meter laufen, 100 Meter gehen. Als es besser lief, 100 Meter laufen, 100 Meter traben.“ Es ging darum, Ausdauer zu erlangen. Und wenn man die Sache „vernünftig angeht, langsam und in einer Gruppe läuft, dann merkt man irgendwann, dass man ein paar Runden schafft, weniger trabt und mehr läuft“.  Außerdem sei es wichtig, einen guten Trainer zu haben, der motiviert und aufbaut. Und den habe sie damals in Karl-Heinz Filipczyk gehabt. Heute trabt Angelika Kappenhagen nicht mehr, sie läuft nur noch. Wenn sie sich einmal auf eine Strecke begibt oder bei einem Wettbewerb mitmacht, dann bringt sie diesen Lauf auch zu Ende.

Und sie ist fleißig. Nicht nur bei der Anzahl ihrer Wettkämpfe, sondern auch in ihrer Laufgruppe von etwa sieben Frauen und zehn Männern. Da ist sie die älteste Frau, die in ihrem Rhythmus bleibt und nicht den Ehrgeiz hat, „mit den jungen Männern zu konkurrieren“, jedoch die Herausforderung liebt, beispielsweise wenn es bergauf nach Hinsbeck geht. Drei Mal in der Woche geht die Grefratherin zum Training, zweimal nach Oedt und einmal nach Hinsbeck. Langweilig ist ihr beim Laufen nie. „Ich genieße die Landschaft und die Bewegung.“

Das gilt nicht nur fürs Training, sondern auch für die Wettkämpfe. Bisher hat sie in ihrer Laufkarriere 500 Wettkämpfe bestritten. Im vergangenen Jahr hat die 61-Jährige, die als Diplom-Verwaltungswirtin beim Sozialamt der Kreisverwaltung arbeitet,  26 Wettkämpfe absolviert, plus einen im Walken. „Und 18 Mal gewonnen, in meiner Gruppe W 60“, freut sich Angelika Kappenhagen. Sie ist auch in diesem Jahr schon fleißig gewesen, fünf Mal war sie bei Wettkämpfen dabei.

Anfang des Jahres plant die Grefratherin ihre Läufe, die im Einklang von Urlauben und anderen wichtigen Terminen sein sollten. Denn die Wettkämpfe finden nicht immer – wie der Venloer Halbmarathon oder der Kempener Altstadtlauf – vor der Haustür statt. Da müssen Strecken geplant und Hotels gebucht werden. Auf die Läufe bereitet sich Angelika Kappenhagen nicht großartig vor. Yoga, aber, „das viel zu wenig“ und einmal in der Woche geht es in Fitnessstudio. „Mehr als Vorbeugung für den Rücken.“

Ein Highlight war die
Senioren-WM 2007 in Italien

Nach einem Highlight in der Masse der Wettkämpfe gefragt, sagt sie spontan „Riccione an der Adria. Ich habe mir  die Senioren-WM 2007 zum 50. geschenkt und bin die 800 und 1500 Meter gelaufen.“ Die Eröffnungsveranstaltung sei ein „Supererlebnis“ gewesen. Über 800 Meter ist sie in den Endlauf gekommen und elfte von zwölf Läuferinnen geworden. Den Endlauf über 1500 Meter hat sie „um eine Platzierung verpasst“. New York, so sagt die 61-Jährige, hätte sie aufgrund ihrer Qualifikation ohne Buchung über ein Reisebüro laufen können, aber nie wirklich angestrebt.

Zurück zu Manfred Kappenhagen. Der läuft zwar auch, „aber immer hinter ihr her“. Doch nicht bei Wettkämpfen, da ist er als treuer Begleiter und Motivator häufig seiner Frau voraus: „Ich versuche, vor allem bei Stadtläufen, immer per U-Bahn oder über andere Wege an bestimmten Punkten zu sein, um sie dann, wenn sie vorbeizieht, anzufeuern.“