Neue Parteispitze in Grefrath Grüne Spaziergänge zur Themenfindung

Kempen/Grefrath · In Grefrath führen Miriam Battistiol und Sebastian Wulf die Partei Bündnis 90/Die Grünen. Das Duo will verstärkt mit den Bürgern ins Gespräch kommen.

Miriam Battistiol  und Sebastian Wulf kamen zum WZ-Gespräch in die Redaktion in Kempen an der Moosgasse.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Miriam Battistiol hat schon immer Grün gewählt, wie sie sagt. Und doch hat es bis 2018 gedauert, bis sich die 40-Jährige entschieden hat, der Partei beizutreten. Auch Sebastian Wulf ist erst vor gut zwei Jahren zur Partei gestoßen. Beide zusammen leiten als Sprecher-Duo, wie es bei Bündnis 90/Die Grünen üblich ist, seit Dezember die Partei in Grefrath.

„Für mich war es wichtig, etwas Sinnvolles für die eigene politische Orientierung zu tun, sehen und zeigen, wo man steht“, sagt Battistiol, die in Viersen bei der LVR als Sozialpädagogin arbeitet. „Ich habe festgestellt, dass die Meinungen in Deutschland auseinanderdriften. Und weil ich mit Geistigbehinderten arbeite, ist das ein Grund mehr, deutlich zu machen, wo ich stehe.“ Bei ihm sei es genau andersherum gewesen, sagt Wulf. „Erst nach der letzten Kommunalwahl habe ich Kontakt aufgenommen, weil ich nicht nachvollziehen konnte, wie einige Dinge gelaufen sind.“ Dazu hätten einige Entscheidungen gehört. Zum Beispiel die, nicht das Rathaus ins Johnson-Controls-Gebäude zu verlegen und die Art und Weise, wie der Kunstrasenplatz verwirklicht worden sei. Wulf hat dann zunächst als sachkundiger Bürger für die Grünen in Ausschüssen mitgemacht und ist erst dann in die Partei eingetreten.

„Sind gleichberechtigt in unserer Funktion und eher pragmatisch“

Einen „kleinen überschaubaren Kreis“ nennt Battistiol die 20 Mitglieder. Von daher sei die Auswahl an Menschen, die Aufgaben übernehmen können oder wollen, entsprechend klein. Zumal, so ergänzt Wulf, sich etwa 50 Prozent der Mitglieder einbrächten. Das sei ein Problem, das viele Parteien hätten. Sowie das Nachwuchsproblem, fügt Battistiol an: „Das wird eine unserer Aufgaben sein, Leute zu gewinnen, die mitmachen. Um die Tatkraft zu erhöhen, mehr auf die Beine zustellen.“ Schließlich müsse auch für die Kommunalwahl 2020 eine Liste aufgestellt werden. Ob sie sich auch für ein Ratsmandat bewerben möchten? Das beantwortet Wulf mit einem klaren „Ja“. Wohin gegen seine Sprecher-Kollegin erst noch abwarten möchte. 2020 wird nicht nur der Rat neu gewählt, auch der Posten des Bürgermeisters steht zu Disposition. Hier, so Wulf, haben die Grünen vorerst nicht die Absicht, einen eigenen Kandidaten aufstellen. „Wir hatten das letzte Mal ja auch keinen. Wir warten erstmal ab, wer kandidieren will.“

Den Grünen werden meist zwei Flügel verpasst: Realos und Fundis. Wo sehen sich die beiden Grefrather? „Wir sind gleichberechtigt in unserer Funktion und beide eher pragmatisch“, sagt Wulf. „Wir stehen in unserer Arbeit ja auch erst am Anfang“, sagt Battistiol und Wulf habe deutlich mehr Erfahrung durch seine Arbeit als sachkundiger Bürger. Schwerpunkte müssten gesetzt werden. Die da wären? „Wir müssen präsenter werden“, so Wulf. „Mehr Aktionen und Gespräche mit den Bürgern müssen erfolgen.“ Unter dem Stichpunkt Stadtsparziergänge wollen die Grünen Schwerpunkte und Themen setzen. In der groben Planung sei das Thema Plastikvermeidung. So könne man bei einem Spaziergang Geschäfte aufsuchen und herausfinden, ob sie beispielsweise beim Kaffee to go die Becher der Kunden befüllten. Und wenn nicht, nachfragen, warum nicht. „Dabei kommt man schneller mit Bürgern ins Gespräch als beispielsweise bei Stammtischen. Und es tun sich  neue Themen auf“, ist sich Battistiol sicher. Beide denken, dass sie mit den Stadtspaziergängen im März, April begingen könnten.

Ein weiteres, „brennendes“ Thema ist laut Wulf das der Kindergartenplätze. Die Ursache für dieses „massive Problem“ müsse gefunden und nachhaltig behoben werden, damit nicht immer dann, wenn die Politik denkt, jetzt seien genügend Plätze vorhanden, wieder neue Zahlen vom Kreis Viersen präsentiert werden, die das Gegenteil aussagten.

Bundestrend sei regional
schwer einzuschätzen

Ob sie denn in Grefrath etwas vom  Aufwärtstrend der Bundes-Grünen  profitiert haben? Das sei bei einer so kleinen Ortsgruppe schlecht abzuschätzen, sagt Wulf. „Wenn wir in einem Jahr zwei neue Mitglieder dazu bekommen, sind das zehn Prozent mehr.“ Man profitiere auch von der Popularität  auch einzelner Politiker. „Doch innerhalb der Fraktion seien die Grünen-Themen von Land und Bund weniger Thema, sofern sie nicht in die Kommune hineinspielten. „Wir legen den Fokus aufs Regionale“, sagt der Sprecher. Wie beispielsweise die Einführung der LED-Beleuchtung für die Schulen, die auf Betreiben der Grefrather Grünen nun voranschreite und eine große Akzeptanz habe.

Zum Thema Bäder angesprochen sagt Wulf: „Wir haben den Antrag gestellt, eine detaillierte Aufstellung der Sanierungen und Kosten zu erstellen. Damit man sehen kann, was wirklich nötig ist.“ Es könnten alternative Konzepte aufgestellt werden. „So haben wir das Naturbad ins Spiel gebracht“, erinnert Wulf. „Wenn es finanziell machbar ist, sind wir natürlich für das Freibad.“

Das Thema Tourismus sieht Wulf eher bei den Gastronomen und Händlern angesiedelt. Und auch bei der Wirtschaftsförderung der Gemeinde. Das Amt hat der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jens Ernesti. „Die Wirtschaftsförderung tut Grefrath gut“, so Wulf. Aber auch die Händlergemeinschaft Grefrath „InTakt“, sei dabei, sich zu etablieren und Aktionen, die Grefrath gut tun, zu organisieren, wie die Stiefelaktion. „Das bindet die Kaufkraft im Ort“, sagt Battistiol.