Nach den Aus fürs Begegnungszentrum Die Hoffnung auf den Status quo
Kempen/St. Hubert · Aus dem Begegnungszentrum wird nichts. Für diejenigen, die sich in der Integrationsarbeit engagieren, zählt nun der Erhalt einer kleinen Lösung.
„Angespannt und zu Teil sehr erregt.“ So beschreibt Ulrike Bodeman-Kornhaas die Gemütslage derer, die als ehrenamtliche Dozenten Sprachkurse für Flüchtlinge in der früheren Johannes-Hubertus-Schule geben. Bodemann-Kornhaas koordiniert als Angestellte der Stadt diese Kurse für die Initiative „Kempen hilft“. Grund für Anspannung und Erregung sind die jüngsten Entwicklungen rund um den geplanten und nun wohl geplatzten Umbau des Gebäudes am St. Huberter Hohenzollernplatz in ein Begegnungszentrum. Wie von der WZ berichtet, wird die Stadt Kempen auf das Fördergeld in Höhe von 372 000 Euro verzichten müssen, weil man die Umsetzungsfrist bis Ende 2019 nicht einhalten kann. Zudem gibt es von Teilen der Politik Bedenken am tatsächlichen Bedarf für das Begegnungszentrum und Ärger über die gestiegenen Kosten in den vergangenen Jahren. Inzwischen soll der Umbau eine knappe Million Euro kosten.
Mit Blick auf die Debatte um den Bedarf für die Räumlichkeiten für Integrationskurse merkt Bodemann-Kornhaas an, dass die Stadt Kempen nun den Status quo in der früheren Hubertus-Schule erhalten müsse. „Das Paket mit Integrationskursen und einer Kinderbetreuung unter einem Dach gibt es so im Kreis Viersen kein zweites Mal“, sagt die Koordinatorin. „Ich hoffe, dass man an dieser kleinen Lösung festhalten kann.“ Diese sieht derzeit so aus, dass drei frühere Klassenräume für Sprachkurse von „Kempen hilft“ und VHS genutzt werden. In einem weiteren Raum im Erdgeschoss werden die Kinder der Eltern betreut, die parallel einen Sprachkurs besuchen. „Diese Kombination ist einfach ideal“, so Bodemann-Kornhaas.
Den Erhalt dieser Lösung hatte auch schon Dezernent Michael Klee in Aussicht gestellt (die WZ berichtete). Allerdings müssen dafür nun noch einige behördliche Bretter gebohrt werden. Die derzeitige Lösung ist nach Informationen der WZ nur übergangsweise geduldet – immer mit Blick darauf, dass irgendwann der große Umbau kommen sollte. Nun, da das Projekt Begegnungszentrum wohl zu den Akten gelegt wird, müssen die Dezernate von Klee und Marcus Beyer (Technik/Bauen) nach einer dauerhaften Lösung für den Bestand suchen. Dies soll bei einem gemeinsamen Vor-Ort-Termin geklärt werden.
Um den Status quo geht es auch den Hobby-Schauspielern der Kendel-Bühne. Denn genau mit diesem Status ist die Kendel-Bühne „sehr zufrieden“, wie Vorsitzender Johannes Dicks auf WZ-Anfrage sagt. Die Gruppe nutze einen Raum für Proben und einen zur Lagerung von Requisiten. Beim angedachten Komplettumbau hätte man wohl einen anderen Lagerraum bekommen. „Das wäre auch völlig in Ordnung gewesen“, sagt Dicks, der nun hofft, dass alles beim Alten bleibt. „Damit könnten wir gut leben.“
Nicht betroffen von den Plänen und laufenden Diskussionen ist indes der St. Huberter Heimatverein. Der hat seine Räume für Büro, Besprechungen und Archiv in einem benachbarten Trakt, der einst mal als Wohnraum für den Direktor und später einen Hausmeister genutzt worden war. „Für uns spielen die Umbaupläne keine Rolle“, sagt Vorsitzender „Jupp“ Güldenbog.
Caniceus: Verwaltung hat nicht mit offenen Karten gespielt
Aus dem politischen Raum gibt es weitere Kritik am Vorgehen der Stadtverwaltung. Nach Grünen, SPD und Linke (die WZ berichtete) äußert sich nun der fraktionslose Jeyaratnam Caniceus in einer Stellungnahme. „Ich bin sehr enttäuscht über das Kasperletheater der Verwaltung. Ich stelle mir die Frage, ob die Verwaltung in dieser Diskussion handlungsunfähig war oder mit Absicht eine derartige Diskussion im Vorfeld, ohne die Verantwortlichen in der Politik zu informieren, agiert hat, um uns als Politiker vor vollendete Tatsachen zu stellen“, so Caniceus. „Ich habe längst die Vermutung, dass die Verwaltung bereits von Anfang an nicht mit offenen Karten gespielt hat. Die jetzt entbrannte Diskussion ist ein fatales Zeichen und ein Schlag ins Gesicht. Die Verwaltung sollte diese Achterbahnfahrt umgehend beenden und alle Daten und Fakten offenlegen.“
Erste Antworten wird die Politik womöglich in der Sitzung des sogenannten Ältestenrates bekommen. Dieses Gremium, das außerhalb der jeweiligen Ausschuss- und Ratssitzungen Themen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorbespricht, tagt am Mittwochabend im Rathaus. Die öffentliche Ratssitzung, in der es unter anderem um das Begegnungszentrum gehen wird, ist am 12. März.