Begeisternd mit hohem Tempo
Der Pianist Christopher Park spielte in der Paterskirche. Dabei zeigte sich: Das gefühlvolle und langsame Spiel ist nicht seine Stärke.
Kempen. Zwei Beethoven-Sonaten hat sich der junge Pianist Christopher Park auf sein Programm in der Paterskirche gesetzt: zum einen die D-Dur Sonate op. 10 Nr. 3 und dann anstelle der geplanten Waldstein-Sonate die berühmte Appassionata (Nr. 23 op. 57).
Mit leicht perlenden Läufen überwiegend im Mezzoforte und Piano beginnt Park die D-Dur Sonate. Mit einem nuancierten Spiel arbeitet er kontrastreich die Elemente heraus. Seine Interpretation des zweiten Satzes Largo e mesto besitzt Anklänge an einen Trauermarsch, viel Verlorenheit drückt er in dem gesanglichen Thema aus. Das abschließende Allegro präsentiert er sehr stark strukturiert, darüber geht an manchen Stellen der Fluss des Stückes verloren.
Beethovens Appassionata, die „Leidenschaftliche“ gibt dem jungen Pianisten beste Gelegenheit, seine Virtuosität zu zeigen. Er baut dabei wahrlich monumentale Klanggebäude auf und schießt im dritten Satz, einem Allegro ma non troppo etwas über das Ziel hinaus. Nach seiner Interpretation müsste der Satz Prestissimo maestoso heißen!
Nach der Pause setzt er sein Konzert mit dem Larghetto aus dem Klavierkonzert Nr. 2 in f-Moll von Frédéric Chopin fort. Unabdingbare Passagen des Orchesters hat Park für seinen Vortrag der Solopartie transkribiert und eingefügt.
Doch es zeigt sich, dass ein gefühlvolles und langsames Spiel von manchmal wenigen Noten nicht seine Stärke ist. Die Emotionen, die Chopin so meisterlich in seine Kompositionen zu legen verstand, kann der junge Pianist nicht herausarbeiten. Spannungsbögen auch mit leisen und wenigen Tönen aufzubauen, gelingt ihm kaum — sein Resultat nähert sich eher einem Schlaflied.
Entschieden besser liegt ihm Igor Strawinskys „Trois Mouvements de Pétrouchka“, wo er mit dem russischen Tanz gleich wieder temperamentvoll bis rasant in die Tasten greifen kann. Bei „Chez Pétrouchka“ blitzt mal kurz eine kapriziöse junge Dame durch — und dann wird es wieder monumental und wild. Mit virtuosem Spiel und höchstem Tempo „tobt“ er über die Tasten. Das Kempener Publikum ist beeindruckt und applaudiert begeistert.
Die erste Zugabe wird fällig, die Park anmoderiert als ein Stück zur „Versöhnung“. Dabei handelt es sich um ein Werk von Chopin, das er wieder in einer Schlaflied-Variante bringt. Das versöhnt Chopin-Liebhaber nicht unbedingt. Ein mit viel Spielfreude interpretierter Satz aus einer Beethoven-Sonate als zweite Zugabe vermag das eher.