Volksbank Kempen-Grefrath „Wir halten am Standort Grefrath fest“

Kempen/Grefrath · Im August wurde der Geldautomat der Volksbank in Grefrath gesprengt. Wie es dort nun weitergeht.

Markus Knauf (rechts), Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kempen-Grefrath, und sein Vorstandskollege Michel Rathmackers präsentierten die Zahlen für das Jahr 2023.

Foto: Norbert Prümen

Für eine recht kleine Genossenschaftsbank wie die Volksbank Kempen-Grefrath sind es nicht nur die bundesweiten oder globalen Faktoren wie Inflation, Zinsentwicklung oder immer strenger werdende Vorschriften zur Regulatorik, die die Bilanz beeinflussen. In Kempen und Grefrath kam im vergangenen Jahr auch die Sprengung des Geldautomaten in der Grefrather Filiale als besondere Herausforderung hinzu. Positiv ausgewirkt haben sich auf die Zahlen der Volksbank hingegen der Weggang der Commerzbank und der Postbank aus Kempen sowie der mit einer Verkleinerung einhergehende Umzug der Deutschen Bank.

Eine Zuwanderung von 259 Neukunden auf nun 19.539 Kunden waren so im vergangenen Jahr zu verzeichnen. Dass eine Bank mehrere Jahre hintereinander Kunden dazu gewinne, sei ungewöhnlich und liege auch an „Fehlern der Konkurrenz“, sagten der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Kempen-Grefrath, Markus Knauf, und sein neuer Vorstandskollege Michel Rathmackers bei der Bilanz-Pressekonferenz. „Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2023 sehr zufrieden, viele neue Kunden sind die Basis für unser Geschäft“, sagte Knauf und verwies auf 6400 Kundenkontakte in den drei Filialen in Kempen, Oedt und Grefrath, die es 2023 gab. Ja, auch in der Filiale an der Dunkerhofstraße in Grefrath werden weiter Kunden beraten, auch wenn sie wegen der Geldautomaten-Sprengung am 18. August nicht vollumfänglich nutzbar ist. Doch ab Mittwoch der kommenden Woche soll die Bargeldversorgung der Kunden rund um die Uhr wieder gewährleistet sein, da dann auf dem Parkplatz der Filiale eine Rotunde mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker installiert

wird. Ein solcher Geldautomat im Freien biete mehr Sicherheit, sagte Rathmackers. Er ist mit zusätzlicher Sicherheitstechnik ausgestattet, zudem kann der Druck im Falle einer Sprengung nach oben entweichen. Und was wird eben kein Schaden am Gebäude angerichtet. Zudem werde es künftig auch in der Filiale wieder einen Geldautomaten geben, aus dem das Bargeld aber immer nach den Öffnungszeiten entnommen wird.„Die Kunden wollen nach wie vor Bargeld, dem tragen wir Rechnung“, sagte Rathmackers. Die Grefrather Filiale selbst wurde durch den Angriff im Sommer erheblich beschädigt, es entstand ein Schaden im sechsstelligen Euro-Bereich. „Wir stellen die Filiale hochwertig wieder auf und investieren damit in die Zukunft des Standorts“, betonte Markus Knauf. Dazu werde sicherlich auch eine vorübergehende Schließung der Grefrather Filiale notwendig sein, um alle Arbeiten ausführen zu können. Wann genau das sein werde und wann die komplett renovierte und mit einem weiteren Büro für potenzielle künftige Mitarbeiter ausgestattete Filiale eröffne, sei aber noch nicht klar, sagten Knauf und Rathmackers. Ende des dritten, Anfang des vierten Quartals sei als Eröffnungstermin aber nicht unrealistisch. Die persönliche Beratung sei eine Kernkompetenz der Volksbank Kempen-Grefrath („Wir können natürlich auch digital“, so Rahmackers), und daran wolle man festhalten, was auch die gestiegene Zahl an Mitarbeitern in der qualifizierten Beratung zeige (derzeit sind es insgesamt 79 Mitarbeitende und sechs Auszubildende). Man wolle nicht mal eben auf zehn Mitarbeiter verzichten, um für ein paar Jahre eine bessere Bilanz vorweisen zu können, das räche sich am Ende, sagte Knauf, der auch betonte, dass die Volksbank Kempen-Grefrath das Ziel habe, eigenständig zu bleiben.

Schwierigkeiten könnte dabei allenfalls der Fachkräftemangel bereiten, etwa dann, wenn es nicht mehr gelinge, wichtige Positionen zu besetzen.„Davon sind wir glücklicherweise noch weit entfernt“, sagte Knauf. Zu den Zahlen: 2023 sank die Bilanzsumme um 7,6 Prozent auf 483 Millionen Millionen Euro. Das liege

hauptsächlich an der Umschichtung von Kundengeld weg von den Einlagen hin zu Wertpapieren.„Das macht uns also keine Sorgen“, sagte Knauf. Konkret: Das Volumen des bei der Bank angelegten Geldes sank zwar um 30 Millionen Euro auf 369 Millionen Euro (minus 7,5 Prozent), aber gleichzeitig verzeichnete die Bank ein Rekord-Hoch im Wertpapiergeschäft. So sind die Anlagen in den Wertpapierfonds und -depots der Kunden um knapp 51 Millionen Euro (plus 31 Prozent) auf insgesamt 217 Millionen Euro gestiegen.

Das Kreditvolumen für Privat- und Firmenkunden sank minimal um 0,4 Prozent auf einen neuen Stand von 259 Millionen Euro. Bereits im Vorjahr habe man erkennen können, dass die Nachfrage nach Baufinanzierungen wegen der Zinssteigerung eingebrochen sei, „was sich im laufenden Jahr laut Expertenprognosen aber nicht zwingend fortsetzen muss“, so Knauf. „Betriebswirtschaftlich bleibt das Managen der extremen Zinssituation eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre. Im Moment sieht es so aus, als könnte das Geschäft aufgrund der gestiegenen Zinsen in Zukunft wieder mehr Freude machen“, so Rathmackers.