Holocaust-Gedenken in Kempen Namen auf Stele am Rathaus sollen ergänzt werden

Kempen · Auf dem Gedenkstein der Stadt Kempen vor dem Rathaus fehlen etliche Namen von Opfern des Holocausts.

Ein Teil der Inschrift auf der Stele vor dem Rathaus. 

Foto: Birgitta Ronge

Eindrucksvoll war das Bekenntnis von rund 2000 Bürgerinnen und Bürgern bei der Gedenkveranstaltung der Stadt Kempen am 27. Januar auf dem Buttermarkt. Sie alle waren dem Aufruf von Stadt, politischen Parteien, Kirchen und anderen Organisationen gefolgt, um am Holocaust-Gedenktag diesmal nicht nur der Opfer des Holocausts zu gedenken, sondern auch ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus in Deutschland zu setzen. Und doch hat die Veranstaltung einen kleinen Schönheitsfehler.

Fehlende Namen beschäftigten nun den Kulturausschuss

Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) verlas auf dem Buttermarkt – wie in jedem Jahr – die Namen der jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Beobachtern war schnell klar, dass es deutlich mehr Namen waren, als auf der Gedenkstele am Rathaus verzeichnet sind. Dieser Umstand beschäftigte jetzt auch den Kulturausschuss des Kempener Stadtrates.

Viele Namen jüdischer Bürgerinnen und Bürger sind auf der Stele am Rathaus verzeichnet.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Anlass war eine Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Kulturdezernent Jörg Geulmann räumte ein, dass auf der Stele, die vor mehr als 20 Jahren am Rathaus aufgestellt worden ist, etliche Namen von Holocaust-Opfern fehlen. Der Kempener Historiker Hans Kaiser, ein ausgewiesener Kenner der jüdischen Vergangenheit in der Thomasstadt, hat dies bereits vor einigen Jahren veröffentlicht. In einer seiner jüngeren Forschungsarbeiten hat Kaiser das Fehlen von Namen ebenso beschrieben wie die Tatsache, dass eine Reihe von Opfern des Terrorregimes doppelt auf dem Stein verzeichnet sind. Der Grund sind unterschiedliche Schreibweisen oder Überlieferungen von Vornamen. Auf der Internetseite des Vereins „Stolpersteine in Kempen“ sind Kaisers Erkenntnis nachzulesen. Außerdem sind auf dem Stein zwei jüdische Opfer genannt, die nie in Kempen gewohnt haben.

Mahnmal an der Umstraße muss ergänzt und aktualisiert werden

Die Kempener Kulturpolitiker beauftragten nun das zuständige Kulturamt, die Namensliste zu überarbeiten und dem Ausschuss möglichst bis zur nächsten Sitzung des Gremiums in diesem Herbst ein Konzept dazu vorzulegen. Ina Germes-Dohmen und Ute Gremmel-Geuchen (beide CDU) schlugen vor, die Stadt möge Historiker Kaiser in der Angelegenheit zurate zu ziehen.

Ergänzt und aktualisiert werden muss auch das Mahnmal an der Umstraße, das in der Nähe der von den Nazis 1938 niedergebrannten jüdischen Synagoge steht. Dort finden seit Jahren Gedenkveranstaltungen am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht, statt. Die organisiert der Kempener Geschichts- und Museumsverein. Dessen Vorsitzende ist die Kulturpolitikerin Germes-Dohmen. Sie erklärte jetzt im Ausschuss, dieses Mahnmal werde ergänzt.