Närrisches Jubiläum 11er Rat Kempen feiert siebenmal elf Jahre
Kempen · Natürlich stand dieses närrische Jubiläum bei der traditionellen Kostümsitzung des Vereins besonders im Fokus.
Im Karneval herrscht eine eigene Zeitrechnung. Die Narrenschar feiert alles, was sich durch die Zahl elf teilen lässt. Und gleich siebenmal elf Jahre besteht der 11er Rat Kempen 1947. Natürlich stand dieses närrische Jubiläum bei der traditionellen Kostümsitzung des Vereins im Kolpinghaus besonders im Fokus.
Über der Bühne prangt eine überdimensionale Vergrößerung des diesjährigen Sessionsordens: die Kempener Burg eingerahmt von den Jahreszahlen 1947 und 2024, in der Mitte eine große 77. Begleitet von Tänzerinnen der Showtanzgruppe Shinin‘ Roses zieht der 11er Rat in den großen Saal des Kolpinghauses ein, wo er von zahlreichen bunt kostümierten Besuchern mit viel Applaus empfangen wird.
Bereits zum elften Mal – also auch hier ein Jubiläum – führt Peter „Larry“ Wolters souverän und familiär durch den Abend. Zusammen mit seiner Frau Brigitte stellte er ab der Session 2019 das Prinzenpaar aus den Reihen des 11er Rats Kempen. Tradition wird in diesem Verein hochgehalten. Viele Besucher scheinen Stammgäste zu sein und antworten wie selbstverständlich auf den Ruf des Präsidenten mit: „1947 Helau!“.
Ein erster Höhepunkt des Abends ist der Besuch des Kempener Prinzen Thomas I. Gleich drei Tanzpaare stellt die Kempener Prinzengarde. Die Bühne wird zu einem Meer in Rot und Weiß, als das gleichnamige kölsche Lied angestimmt wird. Sehr sportlich zeigen sich die Herren der Garde beim Säbeltanz. Mahnende Worte richtet der Sitzungspräsident an Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos), der im Publikum weilt: „Bitte sorge recht schnell dafür, dass wir eine dauerhafte Heimstatt für unseren kleinen, aber feinen Karneval bekommen.“ Ein Hinweis auf die ungewisse Zukunft des Kolpinghauses als Veranstaltungsstätte.
Für viel Stimmung sorgen die Ratsherren Unkel 1984 mit Livemusik vom Feinsten. Die elegant in Frack und Zylinder auftretende Jazz-Brass-Band um ihren Frontman und Sänger Jörg Weich bringt das Publikum zum Beben. Lautstark und textsicher begleitet es Klassiker wie „En D‘r Kayjass Nummer Null“ von den Bläck Fööss oder „Wenn et Trömmelche jeht“ von den Räubern. Ewald der Aalhornmann, alias Stefan Rodefeld, betritt die Bühne mit einem meterlangen Alphorn. Gekleidet ist er in einen sehr körperbetonten blauen Jogginganzug mit passender Pudelmütze. Aus Niedersachsen angereist, begrüßt er das Kempener Publikum mit einem fröhlichen „Moin moin“, um darüber aufzuklären, dass das vermeintliche Alphorn aus Norddeutschland stamme und zunächst zum Fangen von Aalen verwendet wurde. Immer noch ist er auf der Suche nach seiner Traumfrau, die sich vielleicht im Kempener Publikum verbirgt. „Liebe vergeht, Hektar besteht“, so preist er seine Vorzüge an. Gekonnt entlockt er sowohl dem riesigen Alphorn als auch einer winzigen Mundharmonika fetzige Klänge. Die Shinin‘ Roses aus St. Hubert, rund 25 junge Damen, bezaubern das Publikum mit sorgfältig einstudierten, choreografisch anspruchsvollen Tänzen in fantasievollen Kostümen. Als Raumfahrerinnen stürmen sie die Bühne und bringen den Saal zum Kochen.
Bis weit in die Nacht feiert das Publikum ausgelassen die närrische 77. Mit dem Kolpinghaus ist der Verein eng verbunden. 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, kam einigen Mitgliedern der damaligen Kempener Kolpingfamilie, der Gedanke, eine närrische Sitzung ins Leben zu rufen. 1947 kann als das Gründungsjahr des heutigen 11er Rat Kempen betrachtet werden. Unter der Leitung von Heinrich Poethen als Regisseur nahm Jakob Averbrock als Präsident das Zepter in die Hand. In den Folgejahren wurden jährlich bis zu sieben stets ausverkaufte Sitzungen abgehalten. Seit 1974 zeichnet der Elferrat verdiente Karnevalisten und Persönlichkeiten mit dem Titel „Dr. humoris causa“ aus. Neben der Ernennungsurkunde erhalten die Geehrten lebenslang den Sessionsorden und eine jährliche Leibrente von 111 Pfennigen, die auf 111 Cent angepasst wurde.