Fußball-Umfrage Endlich rollt der Ball wieder
Kempen/Willich · Kritik am Milliardengeschäft Fußball gibt es genug. Aber wenn die Saison losgeht, freuen sich doch wieder alle auf die Bundesliga. Die WZ sprach mit fünf Fans von Bayern München, den Borussias aus Dortmund und Mönchengladbach sowie Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 über ihre Erwartungen an die neue Spielzeit.
So viele Millionen und so viel Bohei – das nervt doch alles nur noch. Es gibt nicht wenige Fußballfans, die sich vom Geschäft mit dem runden Leder abgewandt haben. „Is’ halt nicht mehr so wie das früher war“, hört man dann gerne. Da ist sicher was dran. Aber sind wir mal ehrlich: So eine Sommerpause ist auch nicht schön. Und dann ist es doch prima, dass ab dem heutigen Freitag endlich wieder der Ball rollt. Die Bundesliga startet mit dem Auftaktspiel zwischen Bayern München und Hertha BSC Berlin in ihre 57. Saison. Gespannt blicken die Fans auf den Start. Die WZ hat mit fünf Fußball-Anhängern über ihre Erwartungen gesprochen – es geht um Bayern München, die beiden Borussias aus Mönchengladbach und Dortmund, Fortuna Düsseldorf sowie Schalke 04.
„Titel geht nur über Bayern“
Gehen wir das Ganze tabellarisch durch und beginnen mit dem Deutschen Meister, mit dem Serienmeister der vergangenen sieben Jahre, mit dem FC Bayern. „Es wird zwar viel geschrieben im Moment. Und viele reden die Mannschaft auch schlechter als in den Vorjahren. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Deutsche Meisterschaft auch in dieser Saison nur über den FC Bayern gehen wird.“ Diese Meinung vertritt der Kempener Helmut Mertens, früher Spieler beziehungsweise Trainer beim SV Thomasstadt, SV Grefrath, Rhenania Hinsbeck und dem TSV Kaldenkirchen. Mertens ist eingefleischter Bayern-Fan, besucht regelmäßig Spiele in München – auch auf europäischer Bühne.
Trotz der medialen Kritik an der holprigen Transferpolitik sieht Mertens das Team von Niko Kovac gut aufgestellt. Die Verteidiger Lucas Hernandez und Benjamin Pavard sowie Offensiv-Mann Ivan Perisic seien gute Verstärkungen. „Klar ist aber auch, dass noch ein Flügelspieler und vielleicht auch ein Backup für Robert Lewandowski kommen muss“, so Mertens. Im nationalen Vergleich – vor allem mit Borussia Dortmund – sieht der Kempener die Münchener weiterhin vorne. „Für den ganz großen Wurf in der Champions League wird es aber noch nicht reichen.“
BVB: Meisterschaft muss Ziel sein
Es folgt der amtierende Vize-Meister aus Dortmund, dem Altstadt-Wirt Christoph Wefers zugeneigt ist. „Was ich so alles höre und lese, muss der BVB ja mit 18 Punkten Vorsprung Meister werden“, sagt der Kempener mit Blick auf das große Lob für die Transfers der Dortmunder. Brandt, Schulz, Hazard und natürlich Hummels sind die Namen, auf denen die Hoffnungen ruhen, dass man am Ende mal wieder vor den Bayern stehen wird. „Ohne Frage ist das ein guter Kader und das Ziel muss die Meisterschaft sein“, sagt Wefers. „Aber ich halte die Bayern weiterhin für richtig stark. Wenn Dortmund tatsächlich Meister werden will, muss dann wirklich auch alles passen.“
Mitfiebern und aus seiner Sicht bestenfalls jubeln wird Wefers meist in einer seiner beiden Gaststätten – „Falko“ am Buttermarkt und „Mauli’s“ an der Peterstraße. „Bei uns gibt es Bundesliga und Champions League weiterhin live“, sagt der Wirt. Trotz der Diskussionen um die Kosten der Bezahlangebote des Senders Sky und der anderen Mitstreiter lohne sich das Geschäft weiterhin, ergänzt Christoph Wefers. „Wir freuen uns auf die Saison und viele Gäste.“
Borussia: Kein Sicherheits-Fußball
Und schon kommen wir zur anderen und für viele am Niederrhein einzig wahren Borussia. Die Fohlen-Elf aus Mönchengladbach war in der vergangenen Saison Fünfter und wird daher ab Herbst wieder Europokal-Luft schnuppern. Und von dieser wird auch Michael Pluschke ein Näschen nehmen. Der Pressesprecher der Stadt Willich ist Gladbach-Anhänger und Dauerkarten-Besitzer. In Sachen Erwartungen blickt Pluschke ohne Ergebniswunsch auf die Saison. „Einmal mehr liest man als DNA-gebundener Gladbachfan vor der Saison auch im Sportteil der WZ hoffnungsentschlossen die Insiderberichte aus dem Trainingslager – und sitzt letztlich trotzdem wie der Sechsjährige vor der Wundertüte: Cooles Gimmick oder doch nur öder Luftballon?“ So die unterhaltsame Einschätzung des Kempeners.
„Ich hoffe, dass die Einkäufe – Trainer Rose und die Spieler auf dem Platz – gut zusammenfinden. Und dann attraktiv kicken. Bitte keinen ergebnisorientierten Hintenrum-Sicherheits-Querpassfußball, ab nach vorne: Erfolg wäre natürlich schön. Schöner Fußball noch schöner“, lauten die Erwartungen Pluschkes. Eins muss er dann noch hinterherschieben: „Schwöööre, Stein und Beihein…!“
Fortuna: Vorfreude auf Derbys
Wir wandern in der Abschlusstabelle der vergangenen Saison etwas nach unten und landen in Düsseldorf beziehungsweise in Neersen. Denn dort wohnt mit Christian Pakusch ein Fan der Düsseldorfer Fortuna, die sich im Sommer über einen sensationellen zehnten Platz gefreut hatte. „Davon sind wir natürlich immer noch euphorisiert“, sagt Pakusch. „Mir ist aber auch klar, dass das zweite Jahr für einen Aufsteiger immer schwerer ist“, schiebt er hinterher, ohne etwas ins Phrasenschwein einzuzahlen.
Der Vorsitzende der Willicher CDU geht in seine siebte Saison in Folge als Dauerkarten-Besitzer. „Sagen wir mal so, ich hatte schon schlechtere Erwartungen. Letztlich muss aber der Klassenerhalt das Ziel sein.“ Das sei in der Jubiläumssaison – die Fortuna wird 2020 125 Jahre alt – schon eine Riesensache. Vorfreude herrscht bei Christian Pakusch vor allem, wenn er an die Rheinland-Derbys denkt. Denn neben Gladbach und Leverkusen gesellt sich in diesem Jahr auch wieder der 1. FC Köln hinzu. „Bei diesen Spielen ist es im Stadion immer was ganz Besonderes.“
Kleinere Brötchen auf Schalke
Bleibt noch der FC Schalke 04, den man in dieser Fünfer-Aufzählung vor einem Jahr sicher nicht am Schluss erwartet hatte. Aber die Schalker haben entgegen ihrer Erwartungen eine Katastrophen-Saison auf Platz 14 beendet. Wie immer soll nun auf Schalke aber alles besser werden. Das hofft auch Kempens Vize-Bürgermeister Hans-Peter van der Bloemen, der mit den Blau-Weißen fiebert. Bei seiner Prognose backt der St. Huberter aber kleinere Brötchen. „Ein einstelliger Tabellenplatz sollte es sein.“ Vielmehr ist er daran interessiert, dass der neue Trainer David Wagner eine langfristige Struktur aufbaut. „Er sollte einen Fußball à la Klopp etablieren“, sagt van der Bloemen über Wagner, der im Übrigen Trauzeuge von Jürgen Klopp war.
Bei allen Wünschen nach Struktur schätzt van der Bloemen als Schalke-Fan aber auch, dass „es bei uns nie ruhig ist“. Das sei doch spannender als in München Jahr für Jahr Titel einzufahren oder in Gladbach, einem kleineren und seriös geführten Verein zu verfolgen. „Ich bin gespannt, was dieses Jahr alles passiert.“