Ausbildung Nachwuchs mit grünem Daumen
Eine Geldernerin räumt die einzige „Eins“ ab. Die Chancen für alle sind vielfältig.
Kempen. Aus der Gerätehalle der Baumschule Höfkes ertönten am Freitagabend keine Maschinengeräusche — stattdessen war immer wieder Applaus zu hören. Mehr als 200 Besucher, überwiegend in feinem Zwirn, waren zur Lossprechung und Urkundenübergabe gekommen. 52 Absolventen der Gärtner-Vollausbildung und 25 junge Leute, die eine etwas weniger intensive Werkerausbildung absolviert hatten, wurden feierlich von den Pflichten, die ein Lehrling hat, entbunden.
Nach der Lossprechung ist für viele vor dem Betriebswechsel
Diesem Brauch aus dem Mittelalter schlossen sich früher die Lehr- und Wanderjahre an. Und einige der Ex-Lehrlinge werden jetzt auch ihren Arbeitgeber wechseln und sich frischen Wind um die Nase wehen lassen. Philipp Humpesch aus Korschenbroich hat die Vollausbildung zum Gärtnergehilfen als Zweitbester abgeschlossen. Er könnte im elterlichen Betrieb arbeiten, hat aber erst einmal ganz andere Pläne: „Ich gehe nach Dänemark“, sagte der 19-Jährige.
Die Traumnote Eins war nur einmal vergeben worden, an Andrea Scholten aus Geldern. Siehatte die Ausbildung bei der Stadt Krefeld absolviert und wird jetzt ihr Abitur machen. Patrick Dahlberg aus Brüggen wurde als Drittbester seines Jahrgangs ausgezeichnet.
Berufsschullehrerin Nicole Hörnemann geriet beim Vorlesen der Namen gelegentlich ins Stocken: So mancher machte deutlich, dass der Gärtnerberuf auch Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Berufschance bietet. Die Laudatio hielt der Kempener Bürgermeister Volker Rübo: „Sie schenken Lebensfreude und genießen das Glück, mit und in der Natur zu leben, sie kreativ zu gestalten.“ Im Gegensatz zum Bürgermeister sehe ein Gärtner unmittelbar den Erfolg seiner Arbeit.
Kreisgärtnermeister Peter Esser (77) aus St. Tönis sprach mit noch mehr Pathos zu den jungen Leuten: „Ich wünsche Ihnen, dass sie in einem der schönsten Berufe ihr Lebensglück finden werden.“ Gastgeber Rudi Höfkes hat drei Lehrlinge ausgebildet, die jetzt losgesprochen wurden: Timo Weenen (21) aus Kempen will Gartenbau in Osnabrück studieren, Dominik Wilkens (19) aus Oedt und Henrik Bleidorn (20) aus St. Tönis bleiben dem Unternehmen erhalten.