Die Bibliothek wird 75

Aus der Volksbücherei am Kirchplatz ist die Stadtbibliothek an der Burgstraße geworden. Gefeiert wird mit mehreren Veranstaltungen.

Kempen. Vor 75 Jahren, genauer am 31. Oktober 1938, eröffnete die Volksbücherei der Stadt Kempen im Haus Klefisch am Kirchplatz 2 (heute: Mode Lübbenjans). Leiter war der Lehrer Karl-Heinz Mühlen, der diese Aufgabe mit monatlich 15 Reichsmark vergütet bekam.

Die Benutzung war Kempenern gestattet, die mindestens 21 Jahre alt und damit volljährig waren. Die Leihfrist betrug zwei Wochen (heute vier), eine Verlängerung war wie heute möglich. Das alles geht aus der Benutzungsordnung von damals hervor, die heute im Kreisarchiv in der Burg liegt.

Kurios klingt Punkt fünf der Benutzungsordnung: „Bei ansteckenden Krankheiten im Hause des Lesers sind die Bücher sofort mit dem besonderen Hinweis auf die Krankheit zurückzugeben.“ Heute reinigen Mitarbeiter der Stadtbibliothek Kempen an der Burgstraße 19 die ausgeliehenen Medien regelmäßig. „So ändern sich die Zeiten“, sagt Ursula Wiltsch, Leiterin der Einrichtung im ehemaligen Franziskanerkloster.

Das 75-jährige Bestehen „ihrer“ Bibliothek ist für Wiltsch Grund genug, „mindestens 75 Veranstaltungen“ übers Jahr verteilt anzubieten. Die Planungen zur offiziellen Jubiläumsfeier am 22. November laufen.

In 75 Jahren gab es viele Veränderungen. Ein Kapitel der Geschichte umfasst 30 Jahre — so lange war der Kreis Viersen Träger der Bibliothek. In dieser Zeit wurden mehr als acht Millionen Bücher und drei Millionen andere Medien (CDs, DVDs, PC-Spiele) ausgeliehen. 1986 entstand die Kreis- und Stadtbibliothek am heutigen Standort an der Burgstraße durch die Fusion beider Einrichtungen. Nachdem der Kreis Ende 2008 die Trägerschaft aufgegeben hatte, ging die Bibliothek Anfang 2009 in die Hände der Stadt über.

Im Jubiläumsjahr hat auch der Förderverein der Stadtbibliothek einiges geplant. Eine Fahrt zur Leipziger Buchmesse steht vom 16. bis 18. März an. Die Teilnahme kostet 240 Euro pro Person im Doppelzimmer inklusive Messe- und Nahverkehrsticket und zwei Stadtführungen. „Wir laden vorab zum Infonachmittag ein“, sagt Vereinsvorsitzende und SPD-Ratsfrau Heidi Grochtmann. Dieser ist am 16. Januar um 16 Uhr in der Bibliothek.

Einen literarischen Ausflug in die Wiener Kaffeehauskultur bietet der Literaturwissenschaftler Wolfgang Hoffmann an. Am 27. Februar trägt er von 16.30 bis 18 Uhr Werke von Stefan Zweig, Franz Werfel und Arthur Schnitzler vor. Dazu gibt’s Donauwellen und Kaffee. Eintritt: fünf Euro.

Auch eine Überraschung steht zum 75. Geburtstag der Bücherei noch an. Wiltsch: „Wir planen eine Autorenlesung mit einem populären Schriftsteller, der familiären Bezug nach Kempen hat.“ Wer das ist, will sie aber noch nicht verraten.