„Die Burg ist das Medaillon in der Kempener Perlenkette“
Bei der CDU-Umfrage am Samstag herrschte weitgehend Einigkeit: Die Burg soll nicht an einen privaten Investor verkauft werden.
Kempen. „Die Burg gehört genauso zu Kempen wie der Dom zu Köln“, sagt im Vorbeigehen ein etwa 60 Jahre alter Mann. Wenig später kommt mit dem Rad „d’r Jung von de Ellenstroat“ vorbei: Künstler Wilhelm Josef Heinen, kurz „Wijo“ genannt. Er vergleicht die Kempener Altstadt mit einer wertvollen Perlenkette und ergänzte: „Und das wertvollste an dieser Kette ist das Medaillon — nämlich unsere Burg.“ Die CDU-Fraktion mit ihrem Vorsitzenden Wilfried Bogedein und mit Geschäftsführerin Heike Höltken hatte am Samstagvormittag vor der Burg einige Stehtische aufgestellt. Befragte die Bürger, wie es mit der historischen Immobilie weitergehen soll.
„Wir sind uns total nicht einig, was der bessere Weg ist, zumal in den nächsten Jahren bei uns die Kitas und die Schulen oberste Priorität haben“, begründete Heike Höltken die Befragung. Ratskollege Jochen Herbst ergänzte: „Wir wollen dazu jetzt den Bürger hören.“
Privatisierung oder Übernahme durch die Stadt? Darüber wurde bei der zweistündigen „Sondierung“ rege diskutiert. Auch Wilhelm Steffes diskutierte mit: „Es wäre ein totaler Schwachsinn, wenn die Burg an einen privaten Investor verkauft wird.“ Für eine Übernahme durch die Stadt sprach sich auch Marion Angenheister aus: „Die Stadt übernimmt und muss dann relativ schnell über die weitere Nutzung nachdenken, hier passierte in der Vergangenheit viel zu wenig.“ Margret Prinzen war ebenfalls für eine Übernahme durch die Stadt Kempen, votierte dann erst einmal für eine grundlegende Entkernung und Instandsetzung, ehe sie dem Bürger zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden müsse.
„Dort könnte ein Standesamt hinkommen, Ausstellungsräume mit einer Innen- und Außengastronomie, mit einem Café, kein Hotel und keine Jugendherberge“, meinte Christiane Czwikla. Obgleich der 44-jährige Hans-Peter Martens eine moderne Jugendherberge mit einem offenen Café gar nicht mal so schlecht fände: „Die Lage dafür wäre super, mit dem Zentrum und dem Schwimmbad in der Nähe.“ Dem konnte auch Jochen Herbst etwas abgewinnen: „Eine Jugendherberge wäre zumindest ein besserer Anker als die VHS.“
Einig waren sich nahezu alle darüber, dass es nicht zu einem Verkauf an einen privaten Investor kommen dürfe. Dann wäre der Einfluss auch auf Veranstaltungen im Umfeld der Burg dahin — wie zum Beispiel das Martins-Feuerwerk (siehe Artikel unten). „Es wäre wunderschön, wenn es außerdem rund um die Burg einen Weihnachtsmarkt gäbe“, kommentierte eine 54-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Dr. Rolf Kamp (80), der bis 2003 am Burgring als HNO-Arzt praktizierte, sorgt sich schon seit Jahren um die Zukunft der kurkölnischen Festung. Kamp kam am CDU-Stand auf die „Animositäten“ zwischen der Kreisstadt Viersen und Kempen zu sprechen: „Kempen wird nach wie vor wie ein Stiefkind von Viersen behandelt und nicht wahrgenommen.“ Der Wunsch des Arztes war, dass über die künftige Nutzung der Burg eine Betriebsgesellschaft aus beiden Gebietskörperschaften entscheide. Mit einem innovativen Geschäftsführer an der Spitze. In der Burg müssten, so Rolf Kamp, Hochzeiten möglich sein, könnte dann ein Caterer auch für andere Gesellschaften und Feiern arbeiten. Auch Fachärzte könnten dort praktizieren. Der Mediziner ergänzte lächelnd: „Bei dieser Betriebsgesellschaft müsste die Majorität natürlich nicht beim Kreis Viersen, sondern bei der Stadt Kempen liegen, etwa im Verhältnis 60 zu 40.“
Wie geht es bei der CDU weiter? „Wir werden jetzt am Mittwoch mit unseren sachkundigen Bürgern, den Ortsausschüssen und unseren Vereinigungen eine große erweiterte Fraktionssitzung durchführen und dann entscheiden.“ Am 6. Februar stimmt dann der Rat über die Zukunft der Burg ab.