Ein Querschnitt durch Pencks grafisches Werk
Ausstellung „Der expressive Kosmos“ mit Arbeiten des weltberühmten Künstlers ist in der Galerie Heidefeld zu sehen.
Krefeld. Der Künstler gilt als „Vater der neuen Wilden“ und seine Biografie spiegelt die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts wider. Geboren 1939 als Ralf Winkler wurde er unter dem Namen A. R. Penck weltberühmt. Derzeit widmet die Galerie Heidefeld ihm eine besondere Ausstellung. Penck, der vergangenes Jahr im Alter von 77 Jahren verstorben ist, hatte zu Krefeld eine besondere Beziehung. 1970, als er noch in der DDR lebte, hatte er hier seine erste westdeutsche Museumsausstellung im Haus Lange. Zwei Jahre später machte er auf der Documenta in Kassel auf sich aufmerksam.
Aus der DDR ausgebürgert lebte er ab 1980 ganz im Westen. Der künstlerische Autodidakt lehrte viele Jahre Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie und lebte nach seiner Emeritierung in Dublin. Heute befinden sich seine Werke in namenhaften Museen weltweit. Die Galerie Heidefeld zeigt einen Querschnitt durch sein grafisches Werk. Zu sehen sind Aquarelle, Holzschnitte, Unikatdruck und vieles mehr. „Der expressive Kosmos“ heißt die Ausstellung, die in mehreren Räumen in der Seidengalerie zu sehen ist. Der Titel ist Programm, denn die Blätter zeichnen sich fast alle durch eine starke Farbigkeit und einen expressiven Gestus aus. Die menschliche Figur zieht sich als Motiv durch fast alle Blätter. Aus der Linie entwickeln sich die Körper, die in ihrer bewusst einfach gehaltenen Ausdrucksform manchmal an archaische Höhlenmalereien erinnern.
Aber auch Graffiti-Elemente durchziehen diese Arbeiten, die eine große Dynamik vermitteln. Im Kontrast zu den meist schwarz gefärbten linearen Strukturen stehen die leuchtenden Farben. Sie schaffen intensive Farbräume für die gezeichneten und gekritzelten Formen, sie erscheinen manchmal selbst als eigenständige Formen oder rätselhafte Zeichen. Im Zentrum von Pencks Welt ist immer der Mensch. Manche Blätter wie „Westsprung“ spielen auf die deutsch-deutsche Geschichte und damit seine eigene Biografie an. Andere Arbeiten beschäftigen sich mit der Antike. So gibt es Blätter zu Homers „Ilias“ oder den antiken Rachegöttinnen. Letztere zeigen einen Wirbel aus Linien mal auf leuchtend rotem, mal auf gelbem Grund.
Farbe und Linie gehen bei diesen Arbeiten eine perfekte Verbindung ein. Manches wirkt dabei fast zu perfekt und driftet ins Dekorative ab.
Dem Werk von Penck ist mit den Skulpturen von Ernesto Marques eine Position eines Künstlers gegenübergestellt, der einer anderen Generation angehört. Marques (Jahrgang 1975) hat portugiesische Wurzeln und lebt heute in Jülich.
Sein zentrales Thema ist ebenfalls der Mensch, den er in Skulpturen aus Stein und Metall formt. In der jetzigen Ausstellung sind eine Reihe kleiner Figuren aus Metallguss zu sehen, die unterschiedlich gefärbt sind. Wie bei Penck entwickeln sich diese Körper aus der Linie heraus, haben keinerlei individuelle Züge. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Haltung, die verschiedene Zustände oder Emotionen verkörpert.
In Denkerpose versunken, auf dem Kopf stehend oder gegen eine Wand gelehnt erzählt der Künstler hier Miniaturgeschichten. Die Skulpturen sind feingliedrig und manchmal verspielt. Damit wirken sie weniger kraftvoll und frech als bei Penck. Doch gerade der Kontrast macht dieses Aufeinandertreffen zu einer interessanten Begegnung. MP
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