Floristen schmücken Kirchen
Die Aktion „Edel und einfach — auf Echtheit bedacht“ bringt Blumenschmuck in den sakralen Raum.
Kempen. Die weißen Gladiolen in schmalen weißen Vasen schmeicheln dem Auge, um den Altar der Christ König-Kirche rankt das Efeu. Am Wochenende waren alle drei katholischen Alt-Kempener Pfarrkirchen mit Blumen reich geschmückt. Unter dem Titel „Edel und einfach — Auf Echtheit bedacht“ realisierten der Kempener Küster Ralph Hövel und Christiane Bongartz, die Liturgiereferentin im Bistum Aachen, das Projekt „Blumenschmuck in der Kirche“.
Kreativ umgesetzt wurde es von drei Floristinnen aus Kempen und Wachtendonk. Vera Ammerling vom Blumenladen „Klatschmohn“ zeigte sich für Christ König verantwortlich. „Ich habe mich der postmodernen Architektur angepasst und insgesamt sieben Gestecke schlicht in Weiß und Grün gehalten“, sagt sie.
Dabei orientierte sich Ammerling an den Motiven der Bleiglasfenstern, wo Mohnkapseln, Lotus und Lilien abgebildet sind. „Ich kann zeigen, was kreativ möglich ist. Sonst sind die Vorgaben in einer Kirche immer sehr streng“, begründet Ammerling ihre Teilnahme an dem Projekt. Ihr Beitrag kam dem Motto „Edel und einfach“ am nächsten.
Üppiger, mutiger und farbenfroher hatte Petra Lingen-Heyer vom Blumenhof Kempen die St. Josef gestaltet. Mit kräftigem Rot und Orange griff sie die Feuerzungen des Pfingstfensters thematisch auf und erarbeitete mit Dalien, Hortensien, Lampignonblume und Ruhmeskrone flammenförmige Gestecke. „Das sieht wunderschön aus“, sagt Ursula Rings, die mit ihrem Mann Sebastian aus Jülich nach Kempen gereist war, um sich Inspiration zu holen. In ihrer Gemeinde St. Maria Himmelfahrt hilft Rings dem Küster oftmals mit Blumenschmuck zu Hochfesten.
Kreativer Höhepunkt war die Nachbildung des asymmetrischen Zeltdachs der Kirche als Pavillon über dem Altar. Das dürfte auch Laura und Thomas Hamacher gefreut haben — sie heirateten am Samstagmittag in St. Josef. Carolin Genneper und Jonathan Steffens passten auf, dass keine Blume weg kam.
Schlichte Kränze und Blumen-Halbkugeln in Champagner, Blau und Altrosa ließ Floristin Erika Aengenendt aus Wachtendonk in der Propsteikirche auf Betrachter wirken. „Das ist hohe Kunst, was Floristen können“, meinte Annemarie Knaus, die aus dem Schwarzwald zu Besuch war. 500 Crysanthemen, Rosen und 100 Hortensien hat Aengenendt verarbeitet. Kritische Stimmen war diese Anordnung „zu gewagt“ für die Kirche.
Dennoch: Die Wirkung der Blumen im sakralen Raum war in allen drei Kirchen einmalig — einmalig schön. „Wenn der Kirchenraum ansprechend gestaltet ist, verlassen die Gäste die Kirche mit guten Gedanken“, weiß Organisator Ralph Hövel. Zahlreiche Besucher erlebten, dass Floristen auch Künstler sind.