Flirten für Ausbildungsstellen
Bürgermeister und Arbeitsagentur werben bei Richter Chemie-Technik um Jobs und Lehrstellen.
Kempen. Mit der Jobsuche verhält es sich ähnlich wie bei der Partnerwahl: Manchmal muss gebaggert werden. Dieses Prinzip haben auch Bürgermeister Volker Rübo, Beate Czarnetzki vom Jobcenter und Ute Straeten von der Arbeitagentur beherzigt. Sie haben das Unternehmen Richter Chemie-Technik an der Otto-Schott-Straße besucht, und für Ausbildungsplätze geworben.
Denn Innovationen sind für das Technologieunternehmen ebenso wichtig, wie qualifizierte Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass die jährlich rund 1500 Pumpen und 40 000 Armaturen von Richter ausgeliefert werden können. Derzeit werden 18 Azubis in sechs verschiedenen Berufen ausgebildet. Drei davon absolvieren eine duale Ingenieursausbildung in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein. In der Praxis bedeutet dies drei Tage die Woche Arbeit im Unternehmen und zwei Tage pro Woche Unterricht an der Hochschule. Eine weitere duale Ausbildung für Industriekaufleute ist in Planung.
Ingenieure sind bei Richter dennoch in der Unterzahl. „Was wir vor allem brauchen, sind qualifizierte Facharbeiter. Die sind unsere Basis“, betont Personalchefin Lydia Kothen-Cremers. 80 bis 90 Prozent der Azubis werden laut Kothen-Cremers übernommen. Es werde immer nach Bedarf ausgebildet. So haben in diesem Jahr drei Mitarbeiter ihre Ausbildung begonnen. Die Zahlen fürs kommende Ausbildungsjahr stehen indes noch nicht fest. „Wir planen gerade“, sagt die Personalchefin.
Beim Nachwuchs setzt das Unternehmen auf Kooperationen mit örtlichen Schulen. Am 4. Juli des kommenden Jahres wird es beispielsweise ein Bewerbungstraining an der Erich Kästner Realschule geben.
Richter Chemie-Technik ist eine feste Größe in der Kempener Wirtschaft. Seit 1964 produziert das Unternehmen speziell beschichtete Pumpen und Armaturen für die chemische und pharmazeutische Industrie. Aus den Produktionsanlagen von Chemieriesen wie Bayer oder BASF seien nach Angaben des Kempener Unternehmens die rot lackierten Teile von Richter nicht wegzudenken. „Bis zu 90 Prozent der Pumpen in diesen großen Unternehmen kommen von uns“, sagt Geschäftsführer Stefan Harbig. Solche Angaben gefallen den Besuchern sichtlich.
Richter erwirtschaftet laut Harbig weltweit einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro und ist seit 2008 Teil des amerikanischen strategischen Investors Idex Corporation. Rund 250 Mitarbeiter sind in der GmbH beschäftigt. Davon etwa 220 am Standort Kempen. Dort ist nicht nur die Produktion beheimatet, sondern auch die Abteilung Forschung und Entwicklung. „Vier Prozent des Jahresumsatzes werden in diese Arbeit investiert“, sagt Stefan Harbig. In China, den USA und Indien unterhält Richter Chemie-Technik Tochtergesellschaften. Weitere Niederlassungen gibt es in den Benelux-Staaten, Frankreich und Großbritannien.