Grefrath Glocken von St. Vitus sind der ganze Stolz

Einblicke in Oedter Kirche am Denkmaltag.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Oedt. . Am Tag des offenen Denkmals stand in Oedt auch St. Vitus — gebaut 1903 — für eine Besichtigung offen. Karl A. Willmen, Vorsitzender des Heimatvereins Oedt, führte die Besucher zur 2000 Kilogramm schweren und 512 Jahre alten Vitusglocke. Allein für ihren Anblick hatte sich der beschwerliche Aufstieg in den Glockenturm gelohnt. Dieser war erst neun Jahre nach Fertigstellung der Kirche errichtet worden. Damals gab es eben noch keine Schwertransporter. Bereits 1506 war die mächtige Vitusglocke vor Ort gegossen worden. Maßgeblich daran beteiligt waren die Glockenbauer Johann van Venlo und Johann van Straelen. Anders als andere Glocken wurde sie im Weltkrieg nicht eingeschmolzen.

Willmen zeigte Fotos von der Vorgängerkirche, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu klein geworden war. Dort hing die Glocke zuerst. „Hier standen früher die erste Schule in Oedt, das Armenhaus und das Krankenhaus. Die Toten wurden auf dem Kirchengelände bestattet“, erklärte Willmen. Die jetzige Kirche war 1903 errichtet worden. Willmen berichtete, dass in unmittelbarer Nähe die Firma Mertes angesiedelt war, eine Fabrik für Berufskleidung und zugleich Blaufärberei. Nicht nur dort wurden Abwasser in die Niers geleitet, sodass der Gestank im Ort mitunter unerträglich war. Umweltschutz war noch kein Thema, und so wurde die Niers einfach um 300 bis 400 Meter vom Dorf weg verlagert. Das war 1927.

Willmen erzählte, das die Pfarrgemeinde St. Vitus kostenbewusst war: Die 175 000 Goldmark teure Kirche war bereits fünf Jahre nach Fertigstellung bezahlt. Allerdings sollte es bis 1954 dauern, bis der seinerzeit 75 000 Reichsmark teure Glockenturm abbezahlt war. Dort sind insgesmat fünf Glocken zu bewundern. Neben der Vitusglocke gibt es die 1500 Kilogramm schwere Marien-, die Michael-, die Josephs- und die Piusglocke. Sie ist mit 370 Kilogramm das Leichtgewicht. Die Vitusglocke ertönt, wenn ein Gemeindemitglied verstorben ist.

„Seit 1170 ist dies der Ort, an dem Freud und Leid geteilt wird. Während der beiden Weltkriege haben Mütter und Ehefrauen Trost beim Gebet gefunden“, sagte Willmen. Wertvolle alte sakrale Gegenstände hätten ihren Platz im Heimatmuseum gefunden. Was geblieben ist, sind die „Büßerbänke“ aus Eichenholz. Sie stammen noch aus der Vorgängerkirche und dürften zwischen 300 und 400 Jahre alt sein. Klar, dass auch der St. Vitus seinen Platz hat. Aber auch Michael, der Schutzheilige Deutschlands. Er steht auf dem Kanzeldach.